Tropeano de Vino. Kreativküche.
Ein Beitrag zum Themengebiet Essen., geschrieben am 29. Oktober 2012 von Thomas LasserBiagio Tropeano hat in Hannover die italienische Gastronomie neu erfunden. Und wir zum Dank dafür die Restaurantbesprechung.
Aktueller Name: Tropeano di Vino. Jetziges Alter: 9 Jahre. Ungefähre Größe: 200 qm. Eigener Charakter: Produktverliebt, überraschend, kreativ. Besondere Merkmale: Schickes Ambiente (Ganz gleich wo der Wirt zu Werke ging, die Atmosphäre war immer gut), treue Weggefährten (Frau Beck im Service und Herr Bachmann am Herd folgen ihrem Chef auf Schritt und Tritt seit Jahren, das muss einem doch zu denken geben …), interessanter Arbeitsansatz (Herr Tropeano sucht einfach nach guten Rezepten in uralten Kochbüchern und interpretiert sie mit seiner Küchencrew umwerfend neu), berauschende Weinauswahl (nicht nur groß, sondern auch gut).
Erinnert uns an: Eine Autotour im 1962er Ferrari 250 GT SWB (rot, logisch) über endlose Bergpässe in Norditalien und ein paar unfreiwillige Stunden in einer verstecken Osteria, die man ganz zufällig dank einer Wagenpanne (was sonst) in einem verträumten Ort direkt gegenüber der Tankstelle gefunden hat, wo das Auto (natürlich gratis, wir sind in Ferrariland) begeistert geschraubt und gefeiert (Bella macchina!) wird. Wir bewundern: Den unermüdlichen Ehrgeiz, überall das Beste zu geben. Die Liebe zum Gast, ihm ein paar schöne Stunden zu bescheren. Den missionarischen Eifer, fehlgeleitete, über die Jahre vielleicht ja von Mama Miracoli kulinarisch sozialisierte Gäste zurück zu den Wurzeln des guten Geschmacks zu führen. Was funktioniert.
Unbedingt ausprobieren: Pasta nach Art des Chefs, will sagen, ungewöhnliche Nudelkreationen, die man so in italienischen Restaurants meist gar nicht findet. Friaul-Anis-Schaum und Safran-Pfeffer-Käse mit etwas Rotbarbe zu einer klassischen Bandnudel. Kannten wir vorher nicht, wollen wir wieder! Etwas konventioneller, aber richtig gut waren die kleinen Seeteufelkotelettes auf einer verführerischen Mascarpone-Safran-Creme, von der kein Klecks mehr auf dem Teller blieb. Wer dann noch Süßes möchte, dem sei das Schokotörtchen mit Orangen-Sabayon wärmstens empfohlen. Ach ja … Wein tranken wir natürlich auch. Und zwar einen Chianti Querceto, der all die Speisen höchst anständig begleitete. Zum guten Schluss: Mille gracie.
(Dieser Artikel erschien in »Hannover geht aus«, Ausgabe Winter 2007, aktualisiert durch den Autor im Herbst 2012)