Hannovers Genussecke mit Hotelanschluss. Das Bistro im Schweizerhof geht neue Wege. Sollte man folgen?
Da ich ganz genau weiß, dass meine Frau grundsätzlich nichts liest, was ich geschrieben habe, kann es hier mal gedruckt werden: Es gibt niemanden, mit dem ich lieber essen gehe, als mit ihr. Außer mit Taylor Swift natürlich. Ganz schlimm, ich weiß. Seit Jahren habe ich da so eine fürchterlich schmutzige Fantasie. Ein Treffen an einer Hotelbar, Gin Tonic, dann Dinner im Restaurant, den Hauptgang halb ignorieren, nur schnell rauf aufs Zimmer, mit Champagner bewaffnet. Der Rest wäre garantiert nicht jugendfrei.
Eine tolle Kulisse für die leckeren Szenen dieses Softpornos wäre das »neue« Bistro im Hotel »Schweizerhof«. Das Bistro ist natürlich nicht wirklich neu und das Hotel heißt auch nur noch unter alteingesessenen Lokalpatrioten so. Aber seit gut zwei Jahren steht Lars Wolfram in der offenen Showküche und gibt dem aufgefrischten Laden kulinarische Kicks. Unterwegs zu den Tischen ist Matthias Kutschke. Ein Restaurantleiter mit viel Elan und guter Laune, der dem Gast schon weit vor dem »Gruß aus der Küche« mit seiner entspannten Art irgendwie einen guten Abend verspricht.
Der beginnt für mich mit einem Glas vom offenen Sancerre von Jean-Max Roger. Sauber gemacht, was man für den Preis erwarten kann. Es gibt auch noch andere schöne Weine, die glasweise ausgeschenkt werden. Die Karte kommt ganz und gar zeitgemäß daher. Eine kleine Auswahl an Gerichten, die raffiniert zusammengestellt sind. Als Vorspeise wähle ich »Kreativspiel«, eine Variation aus Kleinigkeiten, die die Küche gerade hergibt. Ich bin überrascht von der Kombination, die von Entenbrust bis Reblochon reicht. Jeder Happen ein kleines Gedicht. Äußerst zufrieden und fast satt entscheide ich mich für den Hauptgang. Wolfsbarsch in Safranvanillesauce, bei dem ich die Kartoffeln gegen Risotto tausche. Ich bekomme einen ansehnlichen Gang serviert. Alles ist hervorragend zubereitet, der Fisch kross auf der Haut gebraten, der Geschmack der Beilagen toll aufeinander abgestimmt. Auch das Risotto passt.
Das Bistro ist also wieder ein lässiger Rahmen für einen schnellen Lunch oder ein schmissiges Dinner. Und es soll sich noch weiter entwickeln, sagt Matthias Kutschke. Man hätte »einen Plan«. Ich finde, das klingt wirklich vielversprechend.
(Dieser Artikel erschien in »Hannover geht aus«, Ausgabe Winter 2014. Jetzt am Kiosk!)