Hass. Liebe.
Ein Beitrag zum Themengebiet Arbeiten., geschrieben am 7. April 2017 von Thomas LasserWarum ich seit über 25 Jahren immer wieder bei Apple anbeiße.
Als ich das letzte Mal an einem PC saß, war Deutschland frisch wiedervereinigt und die Boyband Take That wurde gerade gegründet. Der Rechner war so ein 386er, das Textverarbeitungsprogramm hieß WordPerfect und der Bildschirm war schwarz mit orangefarbenen Punkten. Und dann kam Apple.
Ende 1990 begrüßte mich mein erster Macintosh beim Einschalten (»Willkommen!«), verschob ich mit der Maus Objekte auf meinem Schreibtisch und Schrott, den ich geschrieben hatte, direkt in den Papierkorb. Bevor ich den Text zum Drucken gab. Es war der Beginn einer echten Liebesgeschichte, die, wie so oft in der Liebe, hin und wieder auch mit Hass einherging.
Geräte von Apple waren schon immer Designikonen ihrer Zeit. Gilt so oft »form follows function«, gilt bei Apple ganz oft »function follows form«. CD-Laufwerke? Nö, wir machen die Laptops dünner! (Und verkaufen die Dinger als Zubehör.) Nur noch einen USB-Anschluss? Es gibt doch Hubs! (Noch mehr Zubehör!) Klinkensteckerbuchse für die (sauteuren) »Beats« beim iPhone 7? Wir hätten da jetzt für 179 € ganz tolle neue Bluetooth-Ohrstöpsel in Angebot! (Mit denen man aussieht, als hätte man sich die Köpfe seiner elektrischen Zahnbürste in die Ohren gesteckt.)
Apple pfeift immer wieder auf Industriestandards und zwingt uns so neue Hardware anzuschaffen, weil die alte nicht mehr funktioniert. Auch darum ist das Unternehmen ja das reichste der Welt, häuft ein Vermögen, das ungefähr den gesamten Schulden Argentiniens entspricht, auf Konten an, auf die keine Steuerbehörde der Welt aktuell Zugriff hat.
Trotzdem: Ich liebe Apple. Weil diese wunderschöne »iWorld« (Rechner, Tablet, Telefon, Cloud) in ihrer Handhabung und in ihrer Intelligenz einfach einmalig ist. Weil dieser durchdachte Kosmos aus Hardware, die sich untereinander versteht und Software, die sicher läuft, für User wie mich erste Wahl ist und auch bleibt. Und nachdem ich mich über Monate Apple Music verweigert habe, (CDs, Leute, ich kaufe noch CDs!) habe ich seit diesem Sommer ein (natürlich kostenpflichtiges) Abo des Streamingdienstes und freue mich über Spartenkanäle, auf denen Musik läuft, die ich wirklich mag, Darauf mochte ich schon nach wenigen Tagen nicht mehr verzichten … Nur die iWatch, die braucht kein Mensch.
(Dieser Artikel erschien parallel im Corporte Blog der Agentur.)