e.s.t. – »Live In London«.
Altes Format, neuer Beitrag! Als ich vor gut sieben Jahren anfing, diesen Blog zu füllen, gab es immer wieder Beiträge in der Kategorie »Hören«, in denen ich mit der größenwahnsinnigen Haltung eines Musikredakteurs CDs (ja!) besprach, die mir in musikalischen Nischen aufgefallen waren. Da hatte ich noch sehr viel Zeit. Das hat sich ein bisschen geändert. Ich kann nun nicht mehr regelmäßig Fachmedien oder Newsletter nach neuen Meisterwerken der Musik durchsuchen. Trotzdem habe ich wieder Lust auf das Format. Und möchte zumindest hin und wieder herausragende Releases kommentieren. Wie zum Beispiel dieses hier.
Es gibt neue Alben, die braucht kein Mensch. Und es gibt neue Alben, deren alleiniges Erscheinen eine derartige Sensation ist, mit der man im Leben nicht mehr gerechnet hätte. e.s.t. Drei Buchstaben, ein Jazztrio, das diese Musik für mich in völlig neue Bereiche getragen hat. Als ich 2007 auf einen Mitschnitt eines Konzertes in Hamburg stieß, brachen Himmel und Erde gleichzeitig auf. Jazz war plötzlich nicht mehr eine altbekannte, sondern eine völlig neue Kunst. Wer mir das nicht glaubt, der hat »Live In Hamburg« vom Esbjörn Svensson Trio noch nie gehört. Aufgenommen 2005 vom NDR, eines der packendsten und audiophilsten Live-Alben, von der New Yorker Times zum »Jazz-Album des Jahrzehnts« gewählt, was ich aber erst seit einer Woche weiß.
Und nun kommt »Live in London«. Anläßlich des 10. Todestages des Pianisten Esbjörn Svensson, der 2008 beim Tauchen vor Stockholm starb. Tragisch. Ich male mir gar nicht aus, welche Aufnahmen es deswegen nicht gibt und welche dadurch Konzerte nicht gespielt wurden … Der nun vorliegende Mitschnitt eines Konzertes aus dem Jahr 2005 bringt den viel zu früh verflogenen Zauber der anderen Alben in eindrucksvoller Weise zurück. Faszinierend, wie aus Flügel, Bass und Drums ein Klangcocktail wird, wie Klangräume geöffnet und beim Hören geradezu betreten werden. Man sitzt vor den Boxen, und wer sich für diese Art der Musik begeistert, der darf mit den Tränen kämpfen, in Anbetracht dieser unglaublich zeitlosen Schönheit. Grandios.