Goldene Musik.
In Sachen Musik gibt es für mich eigentlich nur »All that Jazz«. Das wollte ich auch früh schon meinem Sohn vermitteln. Doch nach gut elf Jahren muss ich mir eingestehen: grandios gescheitert.
Die allererste CD, die ich Theo kurz nach seiner Geburt zum Einschlafen kaufte, war »Hits for Kids – Jazz Lullaby«. Ein Dutzend seichter Jazztracks, die ich leise laufen ließ, wenn Baby-Theo ins Reich der Träume reisen sollte. Hat immer prima geklappt. Das schult sein Gehör und seinen Geschmack, dachte ich. Auch versuchte ich immer wieder die Hintergrundbeschallung Genere-gerecht mit gut zu konsumierenden Kompositionen zu gestalten.
Wenn wir im Auto unterwegs waren, streute ich zwischen Rock und Pop immer wieder ein paar der großen Klassiker ein. Miles Davis, John Coltrane, Bill Evans, Dave Brubeck aber auch frische Sounds von Nils Wülker, Til Brönner, Nighthawks, Esbjörn Svensson Trio. Speziell letzteres hatte es ihm eine Zeit lang sehr angetan. Und ich war sehr aufgeregt. Das Cover des Albums »Tuesday Wonderland«, das man bei mir im Auto im Audiosystem sehen kann, zeigt eine goldig schimmernde Wasseroberfläche. Für Theo ab da nur noch die »Goldene Musik«, von der er gar nicht genug bekommen konnte. Zu meiner großen Freude, denn »e.s.t.« plätschert nicht nur so dahin, sondern verbindet »durchgestalteten Jazz mit Elementen der Popmusik und des Drum and Bass«. Schön gesagt, Wikipedia.
Leider ging die Nachfrage nach diesen Titeln irgendwann rapide zurück. Ich erklärte mir das mit den neuen Kumpels auf dem Pausenhof und dem irgendwann unvermeidlichen Mobiltelefon mit seinen Streaming-Angeboten. Jetzt war in der Clique Chartware angesagt, eben das, was bei den Kids überall läuft. Apache207, Luca Kaminski, Bousa, Louciano. Kannte ich vorher alle nicht. Aber zum Glück auch mal Taylor Swift oder Vincent Weiss, damit konnte ich schon mehr anfangen. Alter Vater eben.
Wenn Theo also aktiv keinen Jazz mehr hört, dann wäre es doch toll, wenn er ein Instrument lernt, das sehr gut dazu passt. Nämlich Saxofon. Das wird in der Schule angeboten und wir einigten uns darauf, das zumindest ein halbes Jahr lang zu versuchen. Schade nur, dass man auch üben muss, wenn man immer besser werden will. Und das war nun leider so gar nicht sein Ding. »Ich wollte Dir nur eine Freude machen … «, kommentierte er den Moment, in dem ich das Instrument zum Verleiher zurückbrachte. »In a Sentimental Mood«, würde Duke Ellington sagen.
(Dieser Text erschien im Sommer 2024 in »Lebe«, dem Mitgliedermagazin von Spar + Bau Hannover.)