Rad ab.
Ein Beitrag zum Themengebiet Anmerken., geschrieben am 29. November 2024 von Thomas LasserSich auf den Sattel zu schwingen kostet mich seit jeher eine gewisse Überwindung. Es gibt immer gute Gründe: das schlechte Wetter, die guten Klamotten und natürlich mein mieses Rad.
Meine Fahrräder und ich. Eine lange Geschichte voller Demütigungen, Katastrophen und Missverständnisse … Mein erstes Fahrrad ließ ich als Kind einmal unangeschlossen auf der Lister Meile stehen, um mir am Kiosk schnell eine bunte Tüte zu kaufen. Es wurde sofort geklaut. Mein zweites Bike bekam ich erst Jahre später, ich kaufte es mir von dem Geld, das ich zur Kommunion bekam, ein für damalige Zeiten tolles Teil aus Aluminium, das aber über die Jahre immer schwerer zu bewegen war, da meine Fähigkeiten als Zweiradmechaniker mehr als eingeschränkt sind. Irgendwann landete es auf dem Schrott und ich ging wieder jahrelang zu Fuß. Das dritte Rad kaufte ich aus purer Not heraus um einer Frau zu gefallen die sehr gern Fahrrad fuhr, die mich dann aber trotzdem verließ … ich besitze es bis heute, es ist alles andere als zeitgemäß und mechanisch so simpel, dass ich nach zwei Kilometern dem Kreislaufkollaps nahe bin.
Theo hingegen fährt sehr gerne Rad. Schon immer. Mit ihm wachsende Laufräder führten ihn schnell zum ersten richtigen Fahrrad, er hat mittlerweile sein viertes, natürlich ein cooles Mountainbike, das er furchtlos und rasant auch mal über die Hügel eines Parcours prügelt. Ich bin immer froh, wenn er danach unverletzt und glücklich nach Hause kommt. Nur für den Schulweg, da bevorzugt er dann doch den Bus. So ein Helm ruiniert wirklich jede liebevoll gestylte Föhnfrisur …
Tanja hat zwar ein Auto, würde aber tatsächlich jeden Weg mit dem Fahrrad fahren. Ganz egal zu welcher Jahreszeit und bei welchem Wetter. Ich finde das faszinierend. Denn verschwitzt oder verkühlt zu einem Termin zu kommen, das passt eigentlich gar nicht zu ihr. Trotzdem tritt sie auch für längere Strecken sehr gerne in die Pedale. Ich erinnere mich noch an den Tag, an dem wir aus Hannover zu ihren Eltern in die Region geradelt sind. Gut 25 Kilometer bei schönstem Wetter. Am Ziel war ich so fertig, dass ich eigentlich hätte duschen müssen. Nie wieder mit diesem Rad, habe ich mir damals geschworen. Über zehn Jahre ist das nun her. Neulich fragte sie, ob wir nicht mal wieder zum Grillen zu den Schwiegereltern mit dem Fahrrad fahren wollen. Meine Antwort? »Sag mal, hast du ´nen …?« (siehe Überschrift).
(Dieser Text erschien im Herbst 2024 in »Lebe«, dem Mitgliedermagazin von Spar + Bau Hannover.)