Allein.
Ein Beitrag zum Themengebiet Anmerken., Leben., geschrieben am 28. Februar 2025 von Thomas LasserEs macht einen großen Unterschied, ob man allein sein muss oder allein sein möchte, denke ich. Ein paar persönliche Gedanken zum »Klang der Stille«.
Jeder über 40 kennt wahrscheinlich noch den Song von Simon & Garfunkel, »The Sound of Silence«, der ist sogar noch etwas älter als ich und erzählt mit hoher lyrischer Qualität von Stille, der Dunkelheit und vom Alleinsein. Ich konnte das immer gut nachvollziehen, denn ich mag es, wenn mal nichts passiert, es einfach um mich herum still ist und ich meinen Gedanken freien Lauf lassen kann. Für ein Wochenende, ein paar Tage, ist das okay. Besonders, seit ich mit Tanja und Theo zwei Mitbewohner habe, die mich immer auf Trab halten.
Das war auch mal anders. Als ich noch allein wohnte und hin und wieder Single war, war die Kellnerin im Frühstücksladen oft die Einzige, die mit mir am Wochenende sprach. Das war ganz schön gruselig. Deshalb lief bei mir zu Hause ständig Musik, um den »Klang der Stille« etwas zu durchbrechen. Meistens Jazz. Den ich heute nur hören kann, wenn ich allein bin, da die Familie auf andere Sounds steht …
Ich kann mir daher sehr gut vorstellen, wie es jemandem geht, der nicht nur ein paar Tage, wenige Monate, sondern über Jahre allein ist. Eine gute Freundin von mir ist seit Jahren unfreiwillig ohne Partner. Und das macht etwas mit ihr. Sie sieht blendend aus und ist wirklich erfolgreich. Ich bin mir aber sicher, dass sich das für sie irgendwann ändert. Aber wer wie sie nicht mehr mitten im Leben steht, der tut sich mit dem Knüpfen neuer Kontakte vielleicht schwer. Auch wenn es in Hannover eine Reihe toller Angebote für Alleinlebende gibt.
Theo hat das große Glück, dass alle seine Omas und Opas noch leben. Und er besucht sie oft. Sie sind in einem Alter, in dem das auch noch gut geht. Aber seien wir ehrlich: Es kommt der Tag, da wird der eine oder andere von ihnen auch allein sein. So ist nun mal das Leben. Ich finde die Vorstellung fürchterlich und hoffe, dass wir dann denjenigen auffangen können. So gut das eben geht. Und damit die Stille bei ihnen nicht mehr als nötig einzieht.
(Dieser Text erschien im Winter 2024 in »Lebe«, dem Mitgliedermagazin von Spar + Bau Hannover.)