Autoren-Archiv

»Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann.«

Ein Beitrag zum Themengebiet Anmerken., geschrieben am 24. Dezember 2023 von Thomas Lasser

1897 schrieb eine achtjährige der Zeitung New York Sun. Ihr Anliegen war so dringend, dass der Chefredakteur persönlich den Kolumnisten Francis P. Church beauftragte, eine Antwort zu entwerfen – für die Titelseite. Der Text wurde so berühmt, dass er Jahr für Jahr aufs Neue erscheint.

„Ich bin  acht Jahre alt. Einige meiner Freunde sagen, es gibt keinen Weihnachtsmann. Papa sagt, was in der Sun steht, ist immer wahr. Bitte sagen Sie mir: Gibt es einen Weihnachtsmann?“ Virginia O´Hanlon 

„Virginia, Deine kleinen Freunde haben nicht recht. Sie sind angekränkelt vom Skeptizismus eines skeptischen Zeitalters. Sie glauben nur, was sie sehen: Sie glauben, dass es nicht geben kann, was sie mit ihrem kleinen Geist nicht erfassen können. Aller Menschengeist ist klein, Virginia, ob er nun einem Erwachsenen oder einem Kind gehört. Im Weltall verliert er sich wie ein winziges Insekt. Solcher Ameisenverstand reicht nicht aus, die ganze Wahrheit zu erfassen und zu begreifen.

Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann. Es gibt ihn so gewiss wie Liebe und die Großzügigkeit und die Treue. Und Du weißt ja, dass es all das gibt, und deshalb kann unser Leben schön und heizer sein. Wie dunkel wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe! Sie wäre so dunkel, als gäbe es keine Virginia. Es gäbe keinen Glauben, keine Poesie – gar nichts, was das Leben erst erträglich macht. Ein Flackerrest an sichtbarem Schönen bliebe übrig. Aber das ewige Licht der Kindheit, das die Welt erfüllt, müsste verlöschen.

Es gibt einen Weihnachtsmann, sonst könntest Du auch den Märchen nicht glauben. Gewiss, Du könntest Deinen Papa bitten, er solle an Heiligabend Leute ausschicken, den Weihnachtsmann zu fangen. Und keiner von ihnen bekäme den Weihnachtsmann zu Gesicht – was würde das beweisen? Kein Mensch sieht ihn einfach so. Das beweist gar nichts. Die wichtigsten Dinge bleiben meistens Kindern und Erwachsenen unsichtbar. Die Elfen zum Beispiel, wenn sie auf Mondwiesen tanzen. Trotzdem gibt es sie. All die Wunder zu denken – geschweige denn zu sehen -, das vermag nicht der Klügste auf der Welt.

Was Du auch siehst, Du siehst nie alles. Du kannst ein Kaleidoskop aufbrechen und nach den schönen Farbfiguren suchen. Du wirst einige bunte Scherben finden, nichts weiter. Warum? Weil es einen Schleier gibt, der die wahre Welt verhüllt., einen Schleier, den nicht einmal die größte Gewalt der Welt zerreißen kann. Nur Glaube und Poesie und Liebe können ihn lüften. Dann werden die Schönheit und Herrlichkeit dahinter auf einmal zu erkennen sein. „Ist das auch wahr?“, kannst Du fragen. Virginia, nichts auf der ganzen Welt ist wahrer und nichts beständiger. Der Weihnachtsmann lebt, und ewig wird er leben. Sogar in zehnmal zehntausend Jahren wird er da sein, um Kinder wie Dich und jedes offene Herz mit Freude zu erfüllen.“

Frohe Weihnacht, Virginia!
Dein Francis Chrurch

Geschenkt.

Ein Beitrag zum Themengebiet Anmerken., geschrieben am 30. November 2023 von Thomas Lasser

Sozusagen auf Knopfdruck … Kaum werden draußen Schmalzkuchen gebacken, redet man drinnen bei uns über Geschenke. Ich erinnerne mit breitem Grinsen und etwas Grausen an die vergangenen Jahre.

Alle Jahre wieder. Wer bekommt da nicht gerne etwas geschenkt? Besonders von mir, der seinen Liebsten schon immer etwas Großartiges unter den Weihnachtsbaum packen möchte. Aber: Aus langjähriger Erfahrung kann ich mit Sicherheit sagen, dass man da auch viel falsch machen kann. Schon minimal andere Vorstellungen beim Beschenkten können das ganze Fest ruinieren.

Theo war gerade sechs und wünschte sich nichts sehnlicher als eine Autorennbahn. Ich hielt ihn noch für zu jung, aber seine Mutter war Feuer und Flamme für seinen Wunsch. Ich irgendwann auch, sah ich uns doch schon Heiligabend auf dem Teppich das Ding zusammenzubauen und gegeneinander antreten. Also zog ich los und besorgte die beste Bahn, die man damals kaufen konnte. Was jedoch zu großer Enttäuschung führte, denn: Kein Looping auf der Strecke! Das Rennwochenende fiel erst mal aus. Geschenkt.

Tanja begeistert sich für Mode. Ich mich aber auch. Und so habe ich Spaß daran, ihr zu besonderen Anlässen ein außergewöhnliches Outfit zu schenken. Ich lass mich durch die Shops treiben und inspirieren. Bei Gefallen schlage ich begeistert zu. Leider wird diese Begeisterung nicht immer geteilt. Da kann es schon mal sein, dass ein Blau nicht das richtige ist. Ein Pullover »da« irgendwie unvorteilhaft sitzt. Oder ein Stoff hässliche Falten wie in den 90ern wirft. Verwundert tausche ich dann um. Geschenkt.

Mein Vater hingegen ist ein alter »Haudegen« und hat in seinem Leben so manche Herausforderung meistern müssen. Jahrgang 1935, alles klar? In den letzten Jahren ist er ruhiger und genügsamer geworden, wenn man ihn fragt, was er sich wünscht, ist die Antwort immer »Nix!«. Jetzt könnte man glauben, dass dann jedes Geschenk, was man ihm natürlich trotzdem macht, gut ankommt. Weit gefehlt. Hier kann ein Tonträger mit der Einspielung seiner Lieblingssinfonie auch mal zu progressiv sein. Tja. Geschenkt.

Und ich so? Beschenke mich gerne mal selbst. Dann kann ich sicher sein, dass alles passt. Im wahrsten Sinne. Der Anlass muss gar nicht immer Weihnachten sein. Kommt zwar immer ganz plötzlich, aber leider zu selten im Jahr. Darum heißt es bei mir auch gerne schon im Februar … schnell mal geschenkt!

(Dieser Text erschien im Winter 2023 in »Lebe«, dem Mitgliedermagazin von Spar + Bau Hannover.)

Sonne tanken. Ägypten im Herbst 2023.

Ein Beitrag zum Themengebiet Anmerken., geschrieben am 25. Oktober 2023 von Thomas Lasser

Persönliches zum Herbst … auf ein Wort.

Ein Beitrag zum Themengebiet Anmerken., Arbeiten., Leben., geschrieben am 28. September 2023 von Thomas Lasser

Salto Mortale.

Ein Beitrag zum Themengebiet Anmerken., Leben., geschrieben am 22. August 2023 von Thomas Lasser

Mut tut gut. Daher müsste sich Theo prächtig fühlen, denn Angst war für ihn immer schon ein Fremdwort. Ganz anders als für den Autor dieses Textes …

Kennen Sie noch die Fernsehserie aus den 70er Jahren, die betitelt war wie dieser Text? Die ganzen Geschichten um die Artistenfamilie Doria im »Circus Krone« und ihrem jüngsten Sohn Viggo, der das Publikum mit dem dreifachen Salto am Trapez begeisterte, eben dem »Salto Mortale«?

An alle diese Szenen unter der Zirkuskuppel muss ich immer denken, wenn ich Theo heute in Action sehe. Noch nie war ihm ein Baum zu hoch, eine Kletterwand zu schwer, ein Fahrrad zu schnell oder eine Piste zu steil. Den Jungen kann einfach nichts erschrecken, keine Ahnung, ob es kindlicher Leichtsinn oder altersbedingter Größenwahn ist.

Ich bin da schon anders drauf. Natürlich probiere ich gern Neues aus, checke aber immer die Sicherheit des dafür nötigen Gerätes oder den Zustand des vor mir liegenden Geländes. Es wäre einfach blöd, sich in seiner Freizeit im Kletterpark, auf dem Mountainbike oder beim Skifahren so einem Risiko auszusetzen, dass man es danach sechs Wochen im Krankenhaus bereut.

Der Alltag birgt schließlich schon Risiken genug. Und die meisten Unfälle passieren bekanntlich im Haushalt. Mir ist mal beim Brotschneiden das Backwerk unter dem Messer weggerutscht, welches dann mit voller Wucht fast zwei meiner Finger statt einer Scheibe Brot abschnitt. »Bloody Sunday« um es mal mit einem Song der Band »U2« zu sagen. Nicht witzig.

Theo hat sich zum Glück noch nie wirklich verletzt. Außer beim Schlittschuhlaufen. Da gab es schon mal ordentliche blaue Flecken. Die hat sich aber Hans-Jürgen Bäumler, der in »Salto Mortale« den Viggo spielt, in seiner ersten Karriere als Eiskunstläufer auf dem Weg zu vielen Europa- und Weltmeistertiteln sicher auch geholt. Theo, hol im Winter bloß wieder die Schlittschuhe raus.

(Dieser Text erschien im Sommer 2023 in »Lebe«, dem Mitgliedermagazin von Spar + Bau Hannover.)

Natur & Design. Dänemark 2023.

Ein Beitrag zum Themengebiet Reisen., geschrieben am 20. Juli 2023 von Thomas Lasser

Das neue Neu.

Ein Beitrag zum Themengebiet Anmerken., Leben., geschrieben am 15. Juni 2023 von Thomas Lasser

Früher war nicht alles besser, aber meistens neuer. Über den Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit im Alltag und was meine Familie damit zu tun haben könnte.

Die Frau räumt auf. Vor allem im Fernsehen und damit vor aller Augen, in aller Welt. Die Japanerin Marie Kondo hat mit Ihrem Buch »Magic Cleaning – Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändern kann« vor knapp zehn Jahren einen Trend gesetzt. Ich kenne sie nicht persönlich, aber ich kann mich darüber nur totlachen. Würde ich sie mal treffen, dann müsste ich ihr leider mitteilen, dass ich das Aufräumen mit Spaß praktisch erfunden habe. Erst in den 70er Jahren in meinem Kinderzimmer, dann in meiner Studentenbude, in meiner Singlewohnung und jetzt im Hause Nädler. Und ich, ich schmiss schon immer gerne Dinge weg. Ich, ich war der Mann mit dem Müllsack.

Doch über die Jahre hat sich etwas verändert. Mein Blick auf das, was ich kaufe. Und wie ich es nutze. Hochwertig und langlebig sollte es sein. So machte ich es über Jahre und warf immer weniger weg. Bis Tanja kam und dann Theo dazu. Meine Frau sah praktisch alles, zum Beispiel in ihrem Kleiderschrank, als einen durchlaufenden Posten. Die Liebe zu neuen Lieblingsteilen war oft schnell erloschen. Also weg damit. Bestenfalls wurde vorher noch mal die Schwägerin gefragt, ob sie etwas haben möchte. Auch Theo konnte sich selten lange für irgendwelche Spielsachen begeistern, die er meistens ja geschenkt bekam. Klassiker wie Lego oder Kapla blieben, aber alle Plastiksachen mit Batteriebetrieb gingen in Windeseile kaputt oder wurden schnell mit Missachtung bestraft. Alles wieder Jobs für den Mann mit dem Müllsack …

Irgendwann gingen wir dazu über, überflüssige Sachen bei eBay anzubieten, damit sie an anderer Stelle noch Freude bereiten. Leider mussten wir feststellen, dass hochwertige oder neuwertige Waren selbst zu einem niedrigen Preis keinerlei Abnehmer fanden. Verschenken ging aber immer, klar. Binnen Minuten prasselten da Anfragen von Interessenten ein, die das angebotene Zeug innerhalb einer Stunde abholten. Es drängte sich für mich aber immer die Frage auf, auf welchem Flohmarkt ich meine verschenkten Dinge wieder kaufen könnte.

Und nun? Bewusster konsumieren, wir fragen uns immer, brauchen wir das wirklich? Qualität erkennen, denn es ja tatsächlich so, wer billig will, der kauft am Ende alles dreifach. Und wir versuchen, die Lebensdauer von allem zu verlängern, was wir so haben. Wenn nicht bei uns, dann gerne woanders. Denn da ist unser »alt« vielleicht wirklich ganz »neu«.

(Dieser Text erschien im Frühjahr 2023 in »Lebe«, dem Mitgliedermagazin von Spar + Bau Hannover.)

Gerade mal 10 Jahre. Aber immerhin.

Ein Beitrag zum Themengebiet Anmerken., geschrieben am 27. April 2023 von Thomas Lasser

Zu mir?

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 9. März 2023 von Thomas Lasser

Oder zu Dir? Wenn Theo seine Jungs, ganz selten auch mal Mädchen, einlädt, dann weiß er, was er in seinem Zimmer will.

Als ich anfing diese Kolumne zu schreiben, also vor vier Jahren, war Theo fünf. Jetzt ist er neun und dem geneigten Leser fällt vielleicht auf: die Themen haben sich geändert. Ging es im ersten Text noch um den Spielzeugtag im Kindergarten schreibe ich heute einmal über seine Wünsche für sein Zuhause. Und zwar mehr oder weniger vor dem Wechsel auf die weiterführende Schule. Kinder, wie die Zeit vergeht …

Tanja und ich brauchen eigentlich nicht mehr als eine Küche, einen Esstisch und, ja, ich gebe es zu, ein Sofa und einen Fernseher. Ich speziell vielleicht noch eine Musikanlage. Alles andere ist angenehmes Beiwerk. Theo, der seit er denken kann nur eine einzige Wohnung kennt, hat aber ständig neue Ansprüche an sein Zimmer.

Kaum war der Wickeltisch über eine Kleinanzeige weitergereicht, zogen ein großer Kleiderschrank und ein heißbegehrtes Hochbett ein. Wir strichen das Zimmer himmelblau, hängten eine zauberhafte Deckenlampe mit Federn auf und waren damit ganz happy. Und Theo? Wünschte sich nach kurzer Zeit noch deine Kuschelecke, einen CD-Spieler und ein Bücherregal. Also ab zum Möbelhändler. Man muss wissen: Nach Baumarkt so ziemlich das Schlimmste, was mir passieren kann. Ich schraubte und schufftete, was der Sechskant hergab, schwitze, und nach gut drei Monaten war das alles auch nicht mehr gut genug.

Jetzt mussten es nachtblaue Wände mit Weltraumstickern sein, das Hochbett sollte wieder niedrig sein und das Federlämpchen war plötzlich »für Babies«. Der geschaffene Stauraum für Bücher musste CD-Regalen weichen und dann fehlte jetzt natürlich noch eine Steckdose für die »Switch«. Ich kam aus dem Umräumen, zusätzlich zum Entrümpeln, nicht mehr raus. Und dann sagte sich plötzlich Marlene aus der 4b an. Darüber wollte er ganz dringend mit mir reden … Ich denke, ich brauche statt des Cityflitzers ganz dringend den Kombi meines Schwagers und starke Nerven für den Besuch im Möbelhaus.

(Dieser Text erschien im Winter 2022 in »Lebe«, dem Mitgliedermagazin von Spar + Bau Hannover.)

Going back to my roots. Essen 2023.

Ein Beitrag zum Themengebiet Erinnern., Reisen., geschrieben am 3. Februar 2023 von Thomas Lasser