Das Thema poppte nach dem Verkauf diverser Tageszeitungen und Magazine des Axel Springer Verlages an die Funke Mediengruppe in den letzten Wochen überall mal wieder hoch: Hat gedruckter Journalismus eine Zukunft? Braucht man speziell Tageszeitungen überhaupt noch? Sind Magazine, kaum gedruckt, nicht wirklich von gestern? Also, ich sehe das so.
Ich lese gedruckt: Jeden Tag zwei regionale Tageszeitungen, am Sonntag eine überregionale Sonntagszeitung. Dazu regelmäßig zwei Nachrichtenmagazine in der Woche und vier Fachzeitschriften. Außerdem mindestens sechs Spezialtitel, die monatlich erscheinen. Und alles, was am Kiosk neu ist und mich interessiert. Ich würde sagen, ich bin immer noch ganz schön printaffin.
Ich lese online: Die Sites all dieser Titel, immer wieder zwischendurch. Dazu die Seiten weiterer Tageszeitungen, die ich gut finde, aber nicht auch noch abonnieren kann oder will. Dazu Blogs, Foren, Newsletter und so weiter und so fort. Also, eine ganze Menge. Weil ich das im Büro oder unterwegs mit all diesen elektronischen Geräten eben kann.
Ich finde es nach wie vor schön, den Tag mit regionalen Tageszeitungen in diesem völlig unpraktischen Nordischen Format zu beginnen. Von Montag bis Sonnabend sind sie das Erste, was ich lese. Dazu Kaffee, Tee, toll. Also, noch. Denn deren Relevanz sinkt. Das meiste, was ich nämlich lese, oder eben nicht, das weiß ich schon vom Vortag. Sofern der Verlag einfach nur die Agentur-Meldungen druckt um den Raum um die Anzeigen zu füllen. Oder es interessiert mich nur wenig, weil ich die Fachkompetenz des Journalisten vermisse, der heute über Lokalpolitik und morgen über Gastronomie schreibt. Bei den immer kleiner werdenden Redaktionen auch kein Wunder. Oder ich lese es doppelt, weil Zentralredaktionen ihre Inhalte in alle Titel des Verlages schießen. Das alles nervt, ich bin es aber zur Zeit noch bereit zu ertragen. Ich. Zur Zeit. Noch.
Nur für den Fall, dass dies hier ein Verleger liest: Ich wünsche mir wieder eine lokale oder regionale Tageszeitung, die diesen Namen wirklich verdient und die kapiert hat, welchen Job sie im Online-Zeitalter noch machen kann. Eben lokal. Oder regional. Ganz konsequent. Die also Themen aufgreift, die ich nicht im SPIEGEL oder in der Welt lesen kann, über die nicht in der Tagesschau oder bei RTL berichtet wird. Die in meiner Stadt, in meinem Stadtteil, ja, in meiner Straße passieren. Gut recherchiert und frisch geschrieben. Nicht nur auf vier Lokalseiten, was der Realität in den heutigen Ausgaben ganz nahe kommt. Und auch gern in Kombination mit Anzeigen und Beilagen der Geschäfte in meiner Nähe.
Und wenn sich das partout nicht mehr lohnt, noch gedruckt zu werden, dann geht es vielleicht online. Na gut. Besser als nichts. Das hier halt ich für ein sehr gelungenes Beispiel für lokale Berichterstattung im Jahr 2013.