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Mayer Hawthorne – »How Do Yo Do«.

Ein Beitrag zum Themengebiet Hören., geschrieben am 29. Januar 2012 von Thomas Lasser

Wer hatte die meisten Nummer 1-Hits aller Zeiten? Na, was meinste? Beatles. Nö. Stones. Auch nicht. Beach Boys. Also … Elvis. Ach … Die meisten Nummer 1-Hits hatten die Funk Brothers. Kennt ihr nicht? Erkläre ich euch. Die Funk Brothers waren in den 60ern und frühen 70ern die Studioband von Motown Records. Sie bildeten den Backbeat aller Aufnahmen, die in dieser Zeit für Berry Gordys legendäres Label entstanden sind. Und zwar im Keller von Hitsville USA, bis 1972 Sitz des Labels, 2648 West Grand Boulevard, Detroit, Michigan. Schnappt euch mal ein Album von Marvin Gaye, Stevie Wonder, The Temptations, Four Tops oder Diana Ross und ihr habt eine Platte der Funk Brothers in der Hand. So sieht das aus.

Es ist völlig unstrittig, dass auch Mayer Hawthorne ein Fan der Funk Brothers und der goldenen Motown-Ära ist. Denn er macht Platten, die klingen, als wären sie 40 Jahre alt. Das war schon beim Debüt vor drei Jahren so. Und nun kommt mit How Do Yo Do sein neues Werk in die virtuellen Plattenläden, denn echte gibt es ja leider fast nicht mehr. Knisternd, knackig, klassisch. Und zwar von vorn bis hinten. Okay, der erste Song, der lahmt ein wenig, aber ab A Long Time nimmt das Ding mächtig Fahrt auf und versetzt mich emotional hinter das Steuer eines 68er Ford Galaxy 500 XL GT Fastback. Und auf einen verdammt geraden, unendlich langen Highway, um irgendwie von Detroit nach Miami oder so zu cruisen. Kleiner Abzug in der B-Note: 9,5/10.

Hier geht`s zu iTunes.

Live From Daryl`s House.

Ein Beitrag zum Themengebiet Hören., geschrieben am 25. Januar 2012 von Thomas Lasser

Herrenabend mal ganz anders. Daryl Hall, eine musikalische Legende aus den 80ern, lädt von Zeit zu Zeit ein paar Jungs und ab und zu auch mal ein Mädchen in eines seiner Häuser ein um mit ihnen Musik zu machen. Super. Da wird über die Karriere geredet, Bier oder Wein getrunken. Und dann spielen sie die großen Hits von Hall & Oates in unterschiedlichen Versionen, die ewigen Klassiker von Motown oder wodrauf sie sonst noch Lust haben. Und das stellen sie dann online. Haut einfach auf den Link, heisser Tipp. Lange hat mich ein Musikformat schon nicht mehr so überrascht. Wow. Die haben echt Spaß dabei. Das sieht und hört man.

Im Juni 2010 war dann Mayer Hawthorne eingeladen, unter anderem um Private Eyes mit Daryl Hall und ein paar anderen Leuten zu spielen. Irre. Ich fand den Song schon 1981 echt toll und mag ihn heute immer noch. Dazu kommt, dass Herr Hawthorne fast genau so klingt wie Herr Hall. Hört Euch das mal an, ich finde das echt bemerkenswert. Mayer ist gerade mal 30, Daryl jetzt um die 60. Auch sehr schön: Der total bekloppte Gesichtsausdruck des Trommlers. Aber das muss wohl so sein. Dafür haut er aber immer schön kräftig einen harten und präzisen Beat raus. Herrlich!

Live From Daryl`s House

 

Der blödeste Slogan aller Zeiten.

Ein Beitrag zum Themengebiet Arbeiten., geschrieben am 21. Januar 2012 von Thomas Lasser

Das Thema ist nicht mehr ganz frisch. Aber gerade jetzt wieder hochaktuell. Der Markenauftritt von Schlecker, der im Frühjahr 2011 in die Welt gesetzt wurde und über den ich jetzt doch noch mal schreiben … muss. Eines jedoch vorweg: Die ganze Arbeit ist von GREY, einer Agentur, die sich in Deutschland seit vielen Jahrzehnten um das Thema Marke in der Werbung mehr als verdient gemacht hat. Da ging es oft weniger um den großen, kreativen und unterhaltsamen Wurf, sondern mehr um den typischen und einprägsamen Charakter einer Marke. Das find ich hervorragend und richtig. Klassische Beispiele wie Dr. Best, Sheba oder NORD/LB sind Cases, die passen. Aktuell auch Deichmann, Febreze oder Seat. GREY ist eine gute Agentur für klassische Marken.

Aber, bitte, was soll das: For you. Vor Ort. Denglish. Das konnte Jil Sander vor 20 Jahren schon schon besser. Warum nicht Für Sie. Vor Ort. Versteht das Schleckerklientel in Büsum, Adenau oder Ummendorf eh besser. Okay, das soll Modernität, Kundenorientierung und Nähe signalisieren, ist schon klar. Aber, warum so? Dazu die bekloppte Kampagnenidee im TV Produkt soundso in soundso viel Metern. Ich hätte vielleicht eine App beworben, die mir mit dem Smartphone den Weg zum nächsten Markt weist. Und zwar von dem Ort, an dem ich gerade stehe. Das wäre natürlich nicht wirklich irrsinnig neu, aber zumindest etwas innovativ gewesen. Dass der Laden jetzt nach jahrelangen Verlusten auch noch in die Planinsolvenz gehen muss, spricht nicht gerade für den neuen Markenauftritt. Aber was kann Kommunikation in einem Jahr schon rausreissen. From me. Für euch.

Mövenpick Hannover Kröpcke. Ich liebe es.

Ein Beitrag zum Themengebiet Essen., geschrieben am 19. Januar 2012 von Thomas Lasser

Ein Riesenladen. Mitten in der Stadt. Gäste aller Art. Gastronomie jenseits klarer Grenzen. Öffnet in aller Herrgottsfrühe. Schliesst fast um Mitternacht. An 364 Tagen im Jahr. Kann das gut gehen?

Es war, glaube ich, 1982. Das ultimative Dating-Ding in dieser Zeit. Freundschaftsbecher bei Mövenpick futtern. Eine unverschämt große Glasschale. Auf einem Bett aus Basier ein paar Kugeln Eis. Verschüttet von einer Lawine aus Früchten und Sahne. Dazu ein paar lustige Fähnchen und noch mehr Lametta. Für 25 Mark? Egal. Damit war ich dann irgendwann durch. Und dementsprechend mit dem Laden auch. Bis … ja, bis 2004.

Ein neuer Direktor, Matthias Baller, beschloss: Wir müssen umbauen. 80er raus, 21. Jahrhundert rein. Neues Raumkonzept, neues Interior Design, neue Karte, neue Küche, neuer Weinkeller. Klar, modern, abwechslungsreich, deutsch. Was in der Vergangenheit immer so wahnsinnig nah lag, weil ja total zentral, musste allein schon deshalb mein Misstrauen erwecken, gewann dann aber irgendwann trotzdem mein Interesse. Und so saß ich im Sommer 2004 plötzlich an einem Sonnabendmittag an der Weinbar in der Brasserie. Und das kommt seit dem … sagen wir mal öfter vor. Wann immer ich in der City unterwegs bin. Oder es mir einfach mal gut gehen lassen will. Und das ist nicht selten.

Das Haus setzt zu einem gewissen Teil auf regionale Lieferanten. Super. Dazu auf überregionale Produzenten mit tadellosem Ruf. Schön. Und die nennt man dann zum Glück auch in der Karte. Aha. Ich finde es darüber hinaus immer klasse, wenn Gastronomen Dinge anbieten, die ich einerseits woanders, andererseits so nicht bekommen kann. Da freut man sich schon auf dem Weg aufs Essen … Heute mal wieder ein Tatar Café de Paris. Oder den Tower. Oder die Tartines. Oder so. Der Hammer.

Es ist einfach beeindruckend, wie das gesamte Team in einem Laden in dieser Lage, bei dieser Größe und bei gefühlten 3.000 Gästen am Tag, einen so persönlichen Service, eine so bemerkenswerte Küche und ein so differenziertes Angebot hinbekommen kann. Dauerhaft. Verlässlich. Überzeugend. In einem, sagen wir mal, Umfeld, in dem es sicher nicht immer leicht ist zu agieren … Verschenkt wird am Kröpcke natürlich nix, das ist klar, aber ich bin immer bereit für Qualität, Individualität und Persönlichkeit zu zahlen. Sehr gerne sogar.

Traffic.

Ein Beitrag zum Themengebiet Anmerken., geschrieben am 17. Januar 2012 von Thomas Lasser

Gesehen bei Don Dahlmann, der das bei Dog … From The Rain gefunden hat. Irgendwie ganz stimmungsvoll, finde ich.

Jazz. Das Größte. Überhaupt.

Ein Beitrag zum Themengebiet Hören., geschrieben am 13. Januar 2012 von Thomas Lasser

Wenn es Amerika überhaupt geschafft hat, eine eigene Kunstform zu erschaffen, dann war das der Jazz. Und allein dafür bin ich den Vereinigten Staaten auf ewig dankbar. Dieser über Jahrzehnte entwickelte, immer freiere Umgang mit Instrumenten und Tönen. Dieser zum Teil gespielte Wahnsinn. Und dieses oft so schön voneinander ineinander fließende Zusammenspiel von exzellenten Musikern. Das hat mich schon immer gepackt. Fasziniert. Und bewegt. So lange ich denken kann.

Es gibt so derartig viele tolle Künstler, Alben, Konzerte, die ich kennen, hören, erleben durfte. Aber wenn ich mich entscheiden müßte, wer mein liebster Musiker und was mein liebstes Stück ist, dann entscheide ich mich für Herbie Hancock und für Cantaloupe Island, im Original von 1964, damals eingespielt mit Freddie Hubbard, Ron Carter und Anthony Williams. Nur mal so am Rande: da war Herbie gerade mal 24 Jahre alt …

Das Stück hat alles, was ich brauche: Ein tolles Thema, eine nachvollziehbare Melodie, unendlich viel Dynamik, tolle Soli und ein irres Tempo. Bei YouTube habe ich einen Konzertmitschnitt ausgegraben, in dem Pat Metheny, ein auch nicht gerade schlechter Musiker, diesem Klassiker eleganten Schmelz verleiht. Da kommt echt etwas zusammen. Alte Ideen, technische Perfektion, absolute Spielfreude, irrsinnige Leichtigkeit, neue Sounds. Und es klingt einfach gut. Einer von zehn Songs für die Insel. Wenn ich mich mal entscheiden müsste.

 

Destroyer – »Kaputt«.

Ein Beitrag zum Themengebiet Hören., geschrieben am 9. Januar 2012 von Thomas Lasser

Popper. Ehlender Popper. Wie kann man nur ein Album von Roxy Music gut finden? Roxy Music! Also, sag mal, das ist doch nicht dein Ernst. Biste schwul, oder was? Sprüche wie diesen durfte ich mir vor 30 Jahren gerne mal anhören, weil ich musikalisch Brian Ferry etwas abgewinnen konnte. Oder in Läden, aka Disco, ging, in der die Musik von David Bowie, Hall & Oates, Pet Shop Boys und Sade gespielt wurde. Das waren meist die mit Spiegeln an der Decke und Blitzlichtern unterm Milchglasboden. Ja, ja.

Jetzt kommen im Sommer 2011 Dan Bejar und ein paar Jungs als Destroyer mit einem Album mit dem schönen Namen Kaputt um die Ecke. Und, hallo, es klingt ganz schön nach 1980. Das finde ich also: toll! Elegant die Streicher, soft das Sax, schwülstig der Bass. Auf diesen Soundteppich trällert der Chef wunderbare Songs, ich weiß gar nicht welchen ich am besten finden soll, den Titeltrack oder Chinatown. Egal. Diese Platte bringt irgendwie das Allerbeste der musikalischen 80er zusammen. In denen guter Geschmack ja sonst eher eine Ausnahme war. Ich sag nur Modern Talking, Ford Sierra, Dallas, Schulterpolster, Stulpen und Karottenjeans. Daher: 10/10.

Schnell mal bei iTunes reinhören.

Walulis sieht fern.

Ein Beitrag zum Themengebiet Arbeiten., geschrieben am 6. Januar 2012 von Thomas Lasser

Das war seit … 15 Jahren … oder so … mal wieder ein sehr guter Grund TELE 5 zu gucken. Lief mit vier Folgen im Dezember 2011 immer Donnerstags um 0.40 Uhr (!!!). Gutes Fernsehen, wahrscheinlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Macht ja auch irgendwie Sinn, wer will schon Quote. Bescheuert. Und zwar so was von.

Edit: Seit heute, 19.01.2012, auch für den Grimme-Preis in der Kategorie Unterhaltung nominiert.

Edit II: … und hat den am 13.03.2012 sogar gewonnen. Glückwunsch. Neue Folgen soll es im Herbst diesen Jahres geben.

www.walulissiehtfern.de

 

2012. Ab heute eine neue Geschichte.

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 1. Januar 2012 von Thomas Lasser

Hier wird eine Welt konstruiert. Sie hat mit dem Universalen nichts mehr zu tun, sie hat die Ewigkeit verlassen. Wir sind an ihren Anfängen. Diese Welt ist zerbrechlich, dem Zufall unterworfen, vom Gleichgewicht weit entfernt, beweglich, erregend.

(Michel Serres)

In diesem Sinne … Euch allen ein irrsinnig schönes und unglaublich inspirierendes neues Jahr mit überraschenden Akzenten und besten Geschichten. Wenn mir in den nächsten 12 Monaten etwas besonders auffällt, dann schreibe ich darüber. Und zwar hier. Wenn`s passt. Und wenn`s interessant ist.

2011. Eine persönliche Bilanz in 289 Worten.

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 28. Dezember 2011 von Thomas Lasser

Ist ja eigentlich bescheuert, aber immer zum Jahresende, da fängt man doch irgendwie an Bilanz zu ziehen. Was war. Wie wars. Was bleibt. Was kommt. Für 2011 kann ich nur sagen: Es war eines der turbulentesten Jahre aller Zeiten. Und wenn ich es auf zwei Wörter reduzieren müsste, dann wären das fürchterlich und wahnsinnig. Dazwischen spielte sich alles ab. Denn in diesem Jahr, da war echt alles drin.

Ich habe zum Beispiel die Kontakte zu vielen Kollegen intensiviert. Und dabei ganz überraschende Erkenntnisse gewonnen. Ich bin 45 geworden. Und habe das mit vielen guten Freunden gefeiert. Ich hab mir nach langer Zeit mal wieder ein Fahrrad gekauft. Und bin sogar bis Mitte November damit gefahren. Ich bin trotz eines Haufens alter Erinnerungen zur Formel 1 an den Nürburgring gefahren. Und es war ein ganz toller Tag in der Boxengasse und im Fahrerlager. Ich bin Fördermitglied im Sprengel Museum geworden. Und statt mir ´nen Flatscreen zu kaufen habe ich es gefördert. Ich habe mich Anfang November mitten auf den Kröpcke gestellt. Und für Mehr Museum Gießkannen und Schaufeln verscherbelt. Ich habe mich unterschiedlich neu inspirieren lassen. Und habe einen Haufen toller neuer Musik oder zurück zu alten Leidenschaften gefunden. Ich frage mich seit Monaten, wie viel Auto braucht der Mensch. Und ich habe wirklich beschlossen, im nächsten Jahr einen eher überraschenden Wagen zu kaufen. Schließlich habe ich noch dieses Blog ins Netz gestellt. Keine große Sache für die Welt. Aber eine kleine Herausforderung für mich.

Hey, 2011, du hast mich oft wirklich fassungslos gemacht, aber du hast mir auch eine Menge gegeben. Und du, 2012, schenkst mir jetzt bitte mal etwas mehr … na, sagen wir, Ausgeglichenheit. Damit ich in einem Jahr einfach nur euphorisch über dich schreiben kann. Das, das wär echt ziemlich nett. Deal?