A brilliant combination.
Ein Beitrag zum Themengebiet Hören., geschrieben am 25. Dezember 2011 von Thomas Lasser
Döhren hat es gut. Denn Döhren hat etwas, was es leider nicht in jedem Stadtteil gibt: Ein richtig gutes italienisches Restaurant »gleich um die Ecke«.
Problem Eins: Ich wohne in einem Winkel von Hannover, in dem man zu Fuß nicht ein einzig wirklich akzeptables Restaurant erreichen kann. Außer man ist bereit, knapp eine halbe Stunde zu laufen. Problem Zwei: Als Büromensch habe ich es mir angewöhnt, zwei Liter Wasser am Tag zu trinken. Nach 18.00 Uhr kann ich das Zeug nicht mehr sehen und setze voll und ganz auf Wein. Problem Drei: Klar, ne?
Da haben es die Döhrener besser. Denn Döhren hat »dal 1993« das da Vinci. Ein klassisches italienisches Restaurant, das, dass muss ich leider sagen, alles kann. Nämlich auf die Gefahr, dort demnächst am Wochenende keinen Platz mehr zu bekommen. Antipasti? Mit die besten der Stadt. Pasta? Die Karte überzeugt mit soliden Klassikern und überrascht mit kreativen Kreationen. Pizza? Rundum gelungen, wirklich frisch und auch in kleinen Größen zu haben. Fleisch? Ich kenne, ehrlich gesagt, nur das Rinderfilet, und das ist spitze. Fisch? Die Auswahl ist klein und wechselt, aber Familie Pollicino kommt aus Neapel, legt also Wert auf alles, was aus dem Meer kommt und auf dem Teller landet. Wein? Eine große Auswahl und der Chef hat ein gutes Gefühl für angenehme Preise. Service? Einfach so wie er sein sollte, fix, freundlich, zuvorkommend. Und zwar immer.
All dies bestätigte sich auch wieder bei unserem aktuellen Besuch. »Halb-und-halb«, absolut köstlich, wobei ich das Vitello etwas besser finde, als das Carpaccio, dem fehlt es gern mal an der endgültigen Finesse. Gemischte Vorspeisen vom Buffet, ein kulinarisches Vergnügen, frisch und ausgezeichnet zubereitet. Als Zwischengang ein Pastagericht von der Tageskarte, das es sonst nicht gibt: Tagiatelle mit Parmaschinken und Walnüssen. Echt lecker und echt schade, dass ich das beim nächsten Besuch wohl nicht mehr in der Karte finde. Als Hauptgang möchte ich Fisch, Steinbutt vom Grill mit gemischtem Gemüse. Der wird gern vom Service filetiert, was man nutzen sollte, agiert der doch routiniert und erspart mir das lästige Grätengefummel. Der Plattfisch ist buttrig-zart, zergeht auf der Zunge und wird von einem frischen Weißwein aus Kalabrien begleitet. Der ist leicht und unkompliziert mit schönen fruchtigen Komponenten. Und zum Schluss? Wie immer. Limoncello!
(Dieser Artikel erschien in »Hannover geht aus«, Ausgabe Sommer 2011)
Sag mal, Meister, weiste` noch, damals, als wir uns von 20 Mark Taschengeld im Monat immer eine LP für 16,99 Mark gekauft haben? Eine Scheibe im Monat! Und die lief dann einen Monat lang non-stop. Jeden Tag. Mehrmals. Am Ende kannte man jeden Song, jedes Solo, jeden Takt, in und auswendig. Rock und Pop waren kein digitales Konsumprodukt, sondern analoge Alltagskultur. Das ist leider selten geworden. Weil es leider auch immer weniger Alben gibt, die es sich lohnt einen Monat rauf und runter zu hören.
Rome ist da zum Glück anders, weil hoffnungslos veraltet gemacht in 2011. Das Ding ist irgendwo zwischen Italo-Western-Soundtrack und Easy-Listening-Trash angesiedelt, packt mich von der ersten bis zur letzten Rille und vermittelt mir einen völlig anderen Blick auf Norah Jones, die Track vier, Season`s Trees, besingt. Irre. Für mich das Highlight des gesamten Albums, das aber, ehrlich gesagt, nicht wirklich davor oder auch danach abfällt. Das heute in Studios überhaupt noch so etwas produziert wird … hat ja wohl auch insgesamt fünf Jahre gedauert. Knackiger E-Bass à la Bert Kaempfert inklusive. Toll. Dementsprechend: 8,5/10.
Ich wollte hier eigentlich überhaupt gar nicht so viel über die Arbeit schreiben, im Gegenteil, aber ich komm nicht drum rum. Weil ich gerade ganz begeistert bin. Wie man über den visuellen Stil von Film in Verbindung mit Musik einer Marke einen ganz typischen Charakter geben kann. Da gibt es für mich gerade zwei super Beispiele: Nikon und Vodafone. Und beides kommt von … Jung von Matt, einer Agentur, die neben diesen beiden Topjobs leider auch mal Mist produziert. Aber diese beiden Cases sind der Hammer.
I am Nikon spielt mit der Sicht des Kunden auf die Marke. Die ist, was Du bist. Dass da auch noch dieses Wortspiel I am an Icon drin ist, macht das für einen Kamerahersteller erst recht genial. Tolle Filme, typische Musik, geniale Social Media-Verknüpfung, alles in allem ein knackiger Markenauftritt, den man sofort wieder erkennt.
Dann habe ich vor ein paar Tagen nebenbei den Fernseher laufen, keine Ahnung, was ich gemacht habe. Ich horche auf und denke, dass kann doch nur ein neuer Spot für Vodafone sein, der Nachfolger von Where are you … Und, richtig, anderer Film, neue Geschichte, außergewöhnliche Musik, aber irgendwie typisch Vodafone. Time to wander. Alles richtig gemacht im Schanzenviertel. Respekt.
http://www.youtube.com/watch?v=nGiSAA04t60&feature=list_related&playnext=1&list=SP8C0E5FB21F164E58
… werde ich zum ersten Mal in meinem Leben noch mit der Concorde fliegen können. Das wollte ich immer mal machen. Flug AF 001, Paris – New York. Dort früher, nämlich morgens, ankommen, als man in Charles de Gaulle, gegen mittag, los geflogen ist, Zeitverschiebung und Überschallflug sei dank. In knapp 18 Kilometern Höhe, ein Glas Dom Perignon in der Hand, ein Menü von Alain Ducasse auf dem irrwitzig kleinen Klapptisch vor mir und den Blick immer schön auf die First Class-Stewardessen gerichtet. Hat man ja schließlich mitbezahlt. Am 31. Mai 2003 war jedoch Schluss. Weil nicht ganz drei Jahre zuvor eine DC 10 der Continental Airlines ein Stück Blech beim Start verloren hat.
… werde ich ABBA noch mal live sehen können. Der Wunsch klingt jetzt vielleicht erst mal etwas bescheuert, aber ich halte die großen Hits der Band für epochale Klassiker der Popmusik. Toll komponiert, perfekt arrangiert. Da stimmte oft einfach Alles. Es gibt ja ABBA – The Movie und ein paar Livemitschnitte. Damals, Ende der 70er Jahre, hatten sie noch Lust aufzutreten, aber irgendwann wurde ihnen der Tourstress zu viel und man arbeitete nur noch im Studio. Selbst für 1 Milliarde $ für eine Reihe von Konzerten fanden die vier nicht mehr zusammen. Bleibt die spannende Frage: Wären die heute besser als in den 70ern, so wie ich das bei den Eagles ganz klar empfinde? Oder wäre ein Konzert nur enttäuschend?
… werde ich in Hannover noch mal ins ORLY gehen können. Diese sagenumwobene Disco im Keller des Kröpcke-Centers, in der ein Propellerflugzeug unter der Decke hing. 1982 bis 1985 war das. Die Musik, damals der Hammer. Neben all den Klassikern aus der Zeit kann ich mich vor allem noch an Herb Alpert erinnern, Rotation. Ich hüte bis heute ein Tape von Charles wie einen Schatz aus einer anderen Zeit. Die Anlage dort war richtig gut, vorher empfand ich Musik in solchen Läden immer nur als Krach, aber im ORLY was der Klang fast audiophil. Dazu gute Leute. Und ein für damalige Verhältnisse stylishes Ambiente. Die 80er halt.
Der Rest ist Geschichte.
Verdammt, warum bin ich nicht in so eine herrlich kreative Familie wie die Coppolas hinein geboren worden? Also praktisch als Thomas Coppola. Das wäre doch was … Francis Ford wäre dann Dad. Der Altmeister des US-Films, dazu noch Winzer, hätte mir mit 13 und mit Apocalypse Now im Kino erstmals das Fürchten gelehrt. Sofia, seine großartige Tochter, wäre dann meine Schwester. Ich halte sie für eine der besten Regiesseurinnen der Neuzeit, The Virgin Suicides, Lost In Translation oder Somewhere, gehören zu meinen liebsten Filmen der letzten Jahre. Und dann hätte ich ja auch noch einen Bruder, Roman. An sich Musik-Video-Mann, der jetzt aber gerade mit einen TV-Spot für Cloés Love um die Ecke kommt, der mich wirklich packt. Liegt am Model, Raquel Zimmermann, und am Song, She can´t love you von Chemise. Und am inszenierten Traum in beige. Wahnsinn. Vielleicht hätte er mich auch ja zum Dreh mitgenommen.
http://www.youtube.com/watch?v=r8Wpw3o_K3g
Das 11 A am Küchengarten hat sich und seinen Gästen eine Weinbar gegönnt. Wird Linden jetzt endgültig ein Mekka für Gourmets?
Hefte raus, Gastarbeit: Wo kann man sich in Hannover an einer gut gemachten Bar mit Stil und Geschmack voll und ganz dem Alkohol widmen? Bars in Restaurants lassen wir mal weg. Hotels natürlich auch … na … wer hat hier Ideen? Bernd? Casa, okay, kultiger Klassiker. Sandra? Oscars. Jaaa … aber ganz schön viele Krawatten. Jan? Pepes. Gibt`s das überhaupt noch? Noch jemand? Keiner? Dann kommt jetzt mal alle mit ins Ihme-Rauschen, der nagelneuen Weinbar von Verena Schindler und Christoph Elbert, die schon mit dem 11 A Essen in Linden neu erfunden haben und jetzt Gleiches mit Trinken vor Ort versuchen.
Das Ihme-Rauschen befindet sich in einem ehemaligen, leider fensterlosen Umspannhäuschen der hiesigen Stadtwerke, in dem einst die Transformatoren rauschten und heute geschmeidiges Interior-Design den Gast elektrisiert. Wand an Wand mit dem 11A. Und daher wie gemacht, um hier vor dem Essen mit einem frischen Tropfen gepflegt anzustoßen oder hinterher bei einem schweren Tropfen zu versacken. Und genau das haben wir gemacht.
Auf nüchternen Magen: Wir nehmen am Tresen Platz und können vom Barhocker durch Fenster im Boden den Weinkeller bewundern. Kistenweise lagern da Granaten, wie der Kampftrinker sagt. Ein Blick in die Karte und es wird schnell klar, „offen“ wird hier deutsch getrunken. Interessante Weine von eher weniger bekannten Winzern. Dann mal los. Wir probieren einen Weißburgunder und einen Sauvignon Blanc. Der eine ist kräftig, der andere frisch, aber beide sind von ausgesuchter Qualität. Gut eingekauft, Chef! Wir verabschieden uns zufrieden zum Essen ins Restaurant.
Eine gute Stunde später: Bestens gesättigt und gut gelaunt haben wir nun Lust auf einen der hochklassigen Rotweine, die hier laut Ankündigung in der Tagespresse und im Web täglich „by the glas“ ausgeschenkt werden sollen. Das müssen wir aber irgendwie falsch verstanden haben, denn der Service offeriert uns auf Anfrage nach einem „großen Wein im Offenausschank“ zielgerichtet und charmant „etwas schönes rotes aus der Provence“. Das ist absolut richtig, ein toller Wein mit vollem Körper und starkem Charakter. Und das in Linden, wo man früher eher Eckkneipe und Bierschwämme erwarten durfte, statt Feinschmeckerbude und Weinlokal. Einfach nur 1 A.
(Dieser Artikel erschien in »Hannover geht aus«, Ausgabe Sommer 2010)
Die Autos von VW sind, na, sagen wir mal, Mainstream, und dagegen ist ja auch gar nichts einzuwenden. Mit einem VW Golf, schlicht schwarz, schicke Felgen, innen Vollausstattung, fällt man eigentlich nirgendwo auf. Eben. Was bei VW allerdings extrem auffällt, das ist die herausragende Qualität der Werbung, die man für die Marke seit jeher macht. Das ging in den 60er Jahren mit Bill Bernbach und seiner New Yorker Agentur DDB los. Zum ersten Mal zeigte Werbung, dass sie intelligent sein kann. Der Witz der Texte ist für mich bis heute nahezu unerreicht.
In diesem Jahr hat Deutsch Inc., L. A., eine Agentur aus der Lowe & Partner Worldwide-Gruppe, allein zwei TV-Spots entwickelt, die für mich zu den besten des Jahres gehören. Das Prinzip dabei ist seit Jahren eigentlich immer gleich: Eine überzeugende Idee. Eine hochwertige Produktion. Ein einziger Satz zum Schluss. Bang! Und der sitzt immer. Und zwar auf der Zwölf.
Für den neuen Passat war es The Force, der in den USA im Rahmen des Endspiels des Superbowls Premiere hatte. Das Ding mit dem Mini-Darth Vader, der so genial spielt, dass man genau weiß, wie er guckt, obwohl er doch diese Maske auf hat. Und für den 21st Century Beetle It`s back. So einfach, so smart, so klar. Du siehst den Spot und sagst einfach nur … ja! Der Wagen geht nicht nur absolut, sondern, der ist cool. Ein Auto, für Leute, die sich nichts mehr beweisen müssen. Jeder potenzielle Fahrer könnte auch noch einen Porsche 911 RS, Baujahr 1973, aktueller Wert in gutem Zustand < 150.000 € in der Garage haben. So für den Sommer. Oder einfach nur fürs Wochenende. Das Leute, das ist echt smart.
http://www.youtube.com/watch?v=2FGTySDWItY
Lange habe ich darüber nachgedacht. Lange war das für mich aber überhaupt kein Thema. Doch zum Ende dieses alles andere als normalen Jahres lege ich jetzt los. Herzlich willkommen in meinem Blog. Hier schreibe ich ab sofort von Zeit zu Zeit über Dinge, die mir aufgefallen sind oder die ich loswerden will. Ich möchte aber auch Texte veröffentlichen, die ich gut finde und für die ich einfach zu faul bin mir einen Verlag zu suchen, der sie dann veröffentlicht. Sicher nicht jeden Tag, vielleicht auch nicht jede Woche, aber regelmäßig und je nach Jobsituation mal kurz oder lang.
Blogs lese ich seit 2003 regelmäßig, eines der ersten war das von Anke Gröner, einer gebürtigen Hannoveranerin, die auszog, um in Hamburg ganz viele tolle Werbetexte zu schreiben und nebenbei ein Blog mit schönen Einträgen. Erst ganz viel über Filme, dann kurz über Golf und in der letzten Zeit über gutes Essen und Trinken. Dazu macht sie sehr leckere Fotos. Ich habe großen Respekt vor ihr, weil ich es irre finde, wie jemand, der beruflich so viel schreibt, offensichtlich auch nach Feierabend noch so viel Lust dazu hat. Leute, haut doch mal auf den Link in der Blogroll, vielleicht wird sie dann ja auch für Euch ein Teil des täglichen Online-Lebens.
Ich? Ich muss jetzt mal dieses ersten Eintrag veröffentlichen. Kein großer Schritt für die Menschheit. Aber ein großer Schritt für mich.