Sonne tanken. Ägypten im Herbst 2023.
Ein Beitrag zum Themengebiet Anmerken., geschrieben am 25. Oktober 2023 von Thomas Lasser


Mut tut gut. Daher müsste sich Theo prächtig fühlen, denn Angst war für ihn immer schon ein Fremdwort. Ganz anders als für den Autor dieses Textes …
Kennen Sie noch die Fernsehserie aus den 70er Jahren, die betitelt war wie dieser Text? Die ganzen Geschichten um die Artistenfamilie Doria im »Circus Krone« und ihrem jüngsten Sohn Viggo, der das Publikum mit dem dreifachen Salto am Trapez begeisterte, eben dem »Salto Mortale«?
An alle diese Szenen unter der Zirkuskuppel muss ich immer denken, wenn ich Theo heute in Action sehe. Noch nie war ihm ein Baum zu hoch, eine Kletterwand zu schwer, ein Fahrrad zu schnell oder eine Piste zu steil. Den Jungen kann einfach nichts erschrecken, keine Ahnung, ob es kindlicher Leichtsinn oder altersbedingter Größenwahn ist.
Ich bin da schon anders drauf. Natürlich probiere ich gern Neues aus, checke aber immer die Sicherheit des dafür nötigen Gerätes oder den Zustand des vor mir liegenden Geländes. Es wäre einfach blöd, sich in seiner Freizeit im Kletterpark, auf dem Mountainbike oder beim Skifahren so einem Risiko auszusetzen, dass man es danach sechs Wochen im Krankenhaus bereut.
Der Alltag birgt schließlich schon Risiken genug. Und die meisten Unfälle passieren bekanntlich im Haushalt. Mir ist mal beim Brotschneiden das Backwerk unter dem Messer weggerutscht, welches dann mit voller Wucht fast zwei meiner Finger statt einer Scheibe Brot abschnitt. »Bloody Sunday« um es mal mit einem Song der Band »U2« zu sagen. Nicht witzig.
Theo hat sich zum Glück noch nie wirklich verletzt. Außer beim Schlittschuhlaufen. Da gab es schon mal ordentliche blaue Flecken. Die hat sich aber Hans-Jürgen Bäumler, der in »Salto Mortale« den Viggo spielt, in seiner ersten Karriere als Eiskunstläufer auf dem Weg zu vielen Europa- und Weltmeistertiteln sicher auch geholt. Theo, hol im Winter bloß wieder die Schlittschuhe raus.
(Dieser Text erschien im Sommer 2023 in »Lebe«, dem Mitgliedermagazin von Spar + Bau Hannover.)
Früher war nicht alles besser, aber meistens neuer. Über den Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit im Alltag und was meine Familie damit zu tun haben könnte.
Die Frau räumt auf. Vor allem im Fernsehen und damit vor aller Augen, in aller Welt. Die Japanerin Marie Kondo hat mit Ihrem Buch »Magic Cleaning – Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändern kann« vor knapp zehn Jahren einen Trend gesetzt. Ich kenne sie nicht persönlich, aber ich kann mich darüber nur totlachen. Würde ich sie mal treffen, dann müsste ich ihr leider mitteilen, dass ich das Aufräumen mit Spaß praktisch erfunden habe. Erst in den 70er Jahren in meinem Kinderzimmer, dann in meiner Studentenbude, in meiner Singlewohnung und jetzt im Hause Nädler. Und ich, ich schmiss schon immer gerne Dinge weg. Ich, ich war der Mann mit dem Müllsack.
Doch über die Jahre hat sich etwas verändert. Mein Blick auf das, was ich kaufe. Und wie ich es nutze. Hochwertig und langlebig sollte es sein. So machte ich es über Jahre und warf immer weniger weg. Bis Tanja kam und dann Theo dazu. Meine Frau sah praktisch alles, zum Beispiel in ihrem Kleiderschrank, als einen durchlaufenden Posten. Die Liebe zu neuen Lieblingsteilen war oft schnell erloschen. Also weg damit. Bestenfalls wurde vorher noch mal die Schwägerin gefragt, ob sie etwas haben möchte. Auch Theo konnte sich selten lange für irgendwelche Spielsachen begeistern, die er meistens ja geschenkt bekam. Klassiker wie Lego oder Kapla blieben, aber alle Plastiksachen mit Batteriebetrieb gingen in Windeseile kaputt oder wurden schnell mit Missachtung bestraft. Alles wieder Jobs für den Mann mit dem Müllsack …
Irgendwann gingen wir dazu über, überflüssige Sachen bei eBay anzubieten, damit sie an anderer Stelle noch Freude bereiten. Leider mussten wir feststellen, dass hochwertige oder neuwertige Waren selbst zu einem niedrigen Preis keinerlei Abnehmer fanden. Verschenken ging aber immer, klar. Binnen Minuten prasselten da Anfragen von Interessenten ein, die das angebotene Zeug innerhalb einer Stunde abholten. Es drängte sich für mich aber immer die Frage auf, auf welchem Flohmarkt ich meine verschenkten Dinge wieder kaufen könnte.
Und nun? Bewusster konsumieren, wir fragen uns immer, brauchen wir das wirklich? Qualität erkennen, denn es ja tatsächlich so, wer billig will, der kauft am Ende alles dreifach. Und wir versuchen, die Lebensdauer von allem zu verlängern, was wir so haben. Wenn nicht bei uns, dann gerne woanders. Denn da ist unser »alt« vielleicht wirklich ganz »neu«.
(Dieser Text erschien im Frühjahr 2023 in »Lebe«, dem Mitgliedermagazin von Spar + Bau Hannover.)
Am Ende eines Jahres schaut man zwar immer zurück, man blickt vor allem auch nach vorn. Für den Blog der Agentur habe ich das kürzlich getan. Herausgekommen ist ein Text, der nicht nur meine Wünsche für die Agentur zusammenfasst, sondern auch ein paar persönliche Aspekte beleuchtet. Es geht also um Kunden, Kollegen, Kinder und … Horst. Das klingt spannend? Dann lest doch mal rein. Den ganzen Beitrag findet Ihr … hier.
Trübe Zeiten. Und damit meine ich nicht den Herbst, den liebe ich. Ich meine das, was gerade im Großen und Ganzen als »Weltlage« bezeichnet wird. Ständig denkt man, es muss doch mal besser werden, dann kommt es noch dicker. Es gibt jedoch Dinge, die Freude verbreiten. Zum Beispiel 250.000 bunte Flummies, die völlig außer sich durch die Straßen von San Francisco purzeln, hüpfen und kullern. Das Ganze 2005 für einen Werbespot von Sony, untermalt vom himmlischen Song »Heartbeats« des schwedischen Sängers José Gonzales (!). Der Film ging schnell viral, ist immer noch online, ein Zeichen, das es auch mal schön ist, wenn das Internet nichts vergisst. Gerade ein bisschen mehr als zwei Minuten Zeit? Dann bitte mal klicken und mal kurz vergessen, was da draußen so los ist …
Wow. Was für ein Jahr. Und das meine ich in diesem Fall gar nicht mal so positiv. Nach 2020 und 2021 hoffte ich zum Start in 2022 auf Besserung. Das Gegenteil ist leider Fall. Darüber habe ich mir im Blog der Agentur mal so meine Gedanken gemacht. »Heiß wie nie« ist der Text betitelt. Und damit meine ich den Sommer aber auch den Rest des Jahres, das ja mal gerade ins dritte Drittel geht. Klar, es gab auch Gutes, habe ich natürlich auch geschrieben. Ich bin gespannt, was bis Silvester noch so kommt …
… vom SPIEGEL uneingeschränkt Recht. Eine etwas mehr differenzierte Betrachtung, bitte:
Die irre Lust, Gerhard Schröder zu vernichten
Heute kommt in Hannover der SPD-Unterbezirk zusammen, um über den Ausschluss des früheren Kanzlers und Parteivorsitzenden Gerhard Schröder zu beraten. 17 Anträge von SPD-Orts- und Kreisverbänden aus ganz Deutschland liegen vor, die Schröders Rausschmiss verlangen. Die Entscheidung wird am Ende eine Schiedskommission treffen. Sie kann sich aber auch für weniger drastische Maßnahmen wie eine Rüge aussprechen.
Für einen Rauswurf müsste dem Altkanzler nachgewiesen werden, dass er der Partei absichtlich schadet. Das dürfte selbst für Besessene kompliziert werden. Dass Genossen Gerhard Schröder ernsthaft rauswerfen wollen, macht mich fassungslos. Die SPD wäre von allen guten Geistern verlassen.
Der Versuch wirkt, als wollte man Schröder aus der eigenen Historie rausretuschieren. Dabei ist Schröder einer der wenigen Politiker, die bereit waren, ihr Amt für eine inhaltliche Überzeugung aufs Spiel zu setzen. Um das anzuerkennen, muss man die Agenda-Reformen selbst nicht feiern. Angela Merkel jedenfalls hat 16 lange Jahre von Schröders Reformmut profitiert. Schröder hat das Land auch gesellschaftspolitisch stark modernisiert, hat das Land durchgelüftet. Er besaß zudem die Chuzpe, sich gegen den amerikanischen Angriff auf den Irak zu stellen. Zur Bilanz dieses großen politischen Lebens gehört also weit mehr als die viel zu große Nähe zu Wladimir Putin.
Dafür, dass er sich in den Dienst gleich mehrerer russischer Gaskonzerne stellte und auch seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine nicht wirklich auf Distanz zu Wladimir Putin gehen will, wird Schröder seit Wochen zu Recht kritisiert.
Aber: Wie sich viele Bürger, SPD-Politiker und auch Journalisten dieser Tage im Furor gegen Gerhard Schröder unterhaken, ihn beleidigen, als sei er mindestens so schlimm wie Putin selbst, das empfinde ich als äußerst unangenehm und selbstgerecht. Diese Lust, einen Menschen zu vernichten! Geht es nicht ein wenig differenzierter? Zumindest mit einem Hauch von Restempathie mit einem, der sich offenkundig verrannt hat und dem offenkundig das innere Werkzeug fehlt, aus dieser Sackgasse der Trotzigkeit herauszufinden?
Die Frage »Wein oder Wasser?« stelle ich mir fast täglich. Während es für Theo natürlich nur um »Saft oder Schorle« geht.
Übers Trinken zu schreiben ist ungefähr genau so merkwürdig, wie darüber zu lesen. Gehört aber, meine Erfahrung, echt dazu, wenn man so komplexe Themen wie zum Beispiel Wein verstehen will. Ohne gesundes Basiswissen über Anbaugebiete und Rebsorten wird der Besuch beim Weinhändler oder der Blick in die Weinkarte im Restaurant zur »Tour de Force«, um gleich mal nach Frankreich zu schauen, ein Land, in dem für mich die schönsten Weinberge stehen.
Theo ist das alles zum Glück noch ziemlich egal. Seine persönliche Getränkeauswahl geht von Sprudelwasser über Apfelsaft bis, Achtung, ganz wild und seit Neuestem ganz hoch im Kurs, Spezi. Das Kind ist zum Glück eher schlank und ernährt sich sonst recht ordentlich, da geht so ein Cola-Limo-Mix von Zeit zu Zeit schon in Ordnung.
Was mich natürlich schon heute umtreibt: Wann will das Kind vielleicht auch selbst mal ein Glas Wein trinken? Ich war deutlich über 20, als ich zum ersten Mal auf einer Party einen fürchterlichen Frascati angeboten bekam. Danach dauerte es noch mal Monate, bis ich wieder Lust auf Wein empfand. Aber das waren die späten 80er. Ich vermute mal, dass die Jugendlichen heute schon früher irgendwo am Tresen stehen.
Ich kann jedoch sagen: Das Kind hat ganz große Lust aufs Autofahren und macht damit sicher, im Gegensatz zur heutigen »Generation Z«, seinen Führerschein. Das wird verbunden mit der klaren Ansage sich bitte nie, aber auch nie, ans Steuer zu setzen, wenn er in einer Bar oder auf einer Party war, wo es gute Drinks gab. Er soll es halten, wie sein Vater. Nüchtern feiern und dann Zuhause noch einen Wein vorm dem schlafen gehen … à votre santé.
(Dieser Text erschien im Sommer 2022 in »Lebe«, dem Mitgliedermagazin von Spar + Bau Hannover.)