Archiv für das Themengebiet 'Essen.'

Ristorante Francesca. Einfach ist es nie.

Ein Beitrag zum Themengebiet Essen., geschrieben am 17. November 2015 von Thomas Lasser

Nicht überall, wo in Hannover »Ristorante« dransteht, ist auch wirklich eines drin. Ein Besuch bei einem der wenigen, aber echt guten.

Buona notte, Germania! Sie glauben ja gar nicht, wie viele Leute ständig in die Systemgastronomie, diesem kulinarischen Vorhof zur Hölle, rennen, um dann am nächsten Tag ihren Kolleginnen und Kollegen am Kaffeeautomaten im Büro auf dem Gang zu erzählen, wie gut und vor allem authentisch sie gestern wieder essen waren. Diese, sich wie heißer Teer in den Innenstädten ausbreitenden Läden, sind schon länger bei Menschen beliebt, die sich zu fein für schnöden Fastfood, aber zu geizig für richtige Restaurants sind.

Richtige Restaurants sind keine Sättigungsläden, in denen man sich mehr anstellt, als bestellt. Es sind Theater des Genusses und Orte voller Sehnsucht. Wer so ein Restaurant betritt, der lässt den Alltag hinter sich. Folgen sie mir also in ein »echtes« Ristorante, in dem die Pasta immer hausgemacht, die Zutaten wunderbar frisch und die Atmosphäre irgendwie lässig ist. Erst recht, wenn dieses in der Südstadt Hannovers liegt.

Ein paar Schritte vom Aegi entfernt kocht Francesca Rottino einfach grandios auf. Wer dabei auf Experimente in der Küche hofft, der ist bei Francesca jedoch fehl am Platz. Das Einfache, das ja überhaupt nicht einfach ist, schon gar nicht für den Koch, ist nämlich der kulinarische Luxus in diesem Restaurant. Das mögen vor allem ihre Stammgäste aus der Liebrechtstraße, wo sie sich zuvor schon einen guten Ruf erwarb. Fast alle sind ihr 2010 dann in die Krausenstraße gefolgt. Auch ihre Tochter Margherita, die hier wieder den Service »schmeißt«, und zwar charmant und hervorragend.

Ich beginne meinen Abend mit einem Vitello Tonnato, für mich so etwas wie das kulinarische Urmeter der norditalienischen Küche. Wenn das passt, dann kann eigentlich auch sonst nichts schiefgehen. Und es passt. Herrliches, gekochtes, dünn aufgeschnittenes Kalbfleisch, mit einer geschmacksintensiven Thunfischsauce überzogen. Und, wie ich finde, außergewöhnlich liebevoll arrangiert. Kurz: bene! Danach gönne ich mir und meiner Figur, weil serviert mit einer üppigen Salbei-Sahne-Creme, Cannelloni alla Visconti, gefüllt mit einem Mix aus Rinder- und Kalbshackfleisch. Zum Niederknien, um diesen Gang auf zwei Worte zu reduzieren. Danach bin ich eigentlich schon satt. Nicht deswegen, sondern trotzdem: molto bene! Der Hauptgang ist zum Glück federleicht. In Weißwein gedünsteter Steinbutt mit Bohnen und Broccoli. Zerfällt an der Gabel, zergeht im Mund, zaubert mediterranes Flair auf meinen Teller in der Südstadt. Sprichwörtlich, sag ich mal: tutto è bene quel che finisce bene. Es kann also doch vermeintlich »einfach« sein …

All diese Köstlichkeiten begleitet ein schöner Wein von einem meiner Lieblingsproduzenten aus dem Friaul: Jermann. Der 2014er Pinot Grigio kuschelt sich mit seinem robusten Körper besonders harmonisch an die Speisen. Das gefällt mir. Ein Averna kurz vor dem Weg zum Taxi. Bei Francesca war ich im übrigen nicht zum ersten Mal. Und natürlich komme ich bald wieder. Pronto, presto? Ach, was weiß ich.

(Dieser Artikel erschien in »Hannover geht aus«, Ausgabe Winter 2015. Jetzt am Kiosk! Ich fotografiere in den Restaurants grundsätzlich ohne Blitz. Daher die maue Ausleuchtung.)

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Diese Miniserie verschlinge ich gerade mit meinen Augen.

Ein Beitrag zum Themengebiet Essen., geschrieben am 22. Juni 2015 von Thomas Lasser

Der Zauberlehrling. Simsalabim.

Ein Beitrag zum Themengebiet Essen., geschrieben am 12. Juni 2015 von Thomas Lasser

Mal schnell was in der Küche zaubern. Das kann ich nicht. Also muss ich ständig essen gehen. Dann mal los.

Erstaunliche 342 Freunde hat laut einer Studie der durchschnittliche User bei Facebook. Habe ich im übrigen nicht. Stattdessen möchte ich lieber im Jahr so oft essen gehen. Und das war schon immer so. Das ich das zur Zeit nicht schaffe, das liegt an Theo, aber das ist nun wieder ein ganz anderes Thema. Essen ist die soziale Aktivität, die ich am liebsten mag. Am besten auf großer Bühne, also in einem Restaurant, das durch seine Atmosphäre, seinen Service und seine Küche besticht. Also rundum. Davon gibt es in Hannover leider zu wenig. Und neue Läden kommen auf diesem Niveau zu wenige hinzu.

Eine große Außnahme von dieser lokalen Regel ist Der Zauberlehrling. Seit mehr als drei Jahren lüften Roderick von Berlepsch und sein Ensemble in der Südstadt an jedem Tag in ihrem architektonisch reizvollen Theater das Tuch über dem Zylinder und zaubern ihren Gästen eben eine dieser großartigen Bühnen rund ums Essen und Trinken. Für tiefgehende Gespräche und, wer mag, für wundervolle Lästereien. Sein oder nicht sein, das ist hier nur eine der Fragen.

Eine weitere ist, was gibt`s denn eigentlich zu essen? Neue deutsch-niedersächsische (!) Küche mit Produkten aus der Region und deutschen Weinen. Das ist das Konzept. Wir sind mittags da, das geht erst seit Oktober letzten Jahres, und wählen aus der komprimierten Karte Gazpacho (!) mit Knoblauchbrot. Die kalte Tomatensuppe kommt wirklich gut daher, frisch, das Brot ist fein geröstet, dazu eine sehr stimmige und schöne Aioli (!). Im Hauptgang erwärmen wir uns für Gambas (!) auf schwarzem Risotto (!) mit grünem Spargel. In dieser Kombination gut gemacht, alles auf den Punkt zubereitet, besonders (der oder) das Risotto ist köstlich, die Konsistenz überragend, das haben wir lange schon nicht mehr so gut gegessen.

Wer sich zu recht fragt, was gab es denn zu trinken, den wollen wir natürlich nicht enttäuschen. Zu unseren Gängen wählten wir diesmal aus den offenen Weinen aus. Zur Vorspeise einen kräftigen Weissburgunder von Bender von der Mosel. Zum Hauptgang einen Cabernet Sauvignon von Oldenburg aus Südafrika (!). Spaß im Glas, lässig, gut zu den jeweiligen Gängen zu trinken und kein bisschen kompliziert. Man könnte natürlich auch sagen: zauberhaft!

(Dieser Artikel erschien in »Hannover geht aus«, Ausgabe Sommer 2015. Jetzt am Kiosk!)

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Restaurant Basil. Respekt.

Ein Beitrag zum Themengebiet Essen., geschrieben am 25. Mai 2015 von Thomas Lasser

Es gibt Leute, für die ist Zeit Geld. Zu viel Zeit kann aber auch viel Geld kosten. Schön, wenn man sich immer zu beschäftigen weiß. Und beim kleinsten Anflug von Hunger einen Ausflug in ein tolles Restaurant machen kann.

Seit Wochen nur noch Feiertage, ständig fallen Montag und Donnerstag einfach weg, und Pfingsten ist besonders schlimm, kein Mensch ist zu erreichen, alle werfen den Weber an, dösen auf den Wiesen und wenn die Kohle glüht, dann strahlt der Mann. Sortiere aus Langeweile CDs (natürlich wie Rob Gordon, nicht alphabetisch, sondern autobiografisch), googele mich mal wieder selbst („Thomas Lasser (* 25. Oktober 1969) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler“, Quelle: Wikipedia) und wundere mich über all den Unsinn, der immer wieder bei Facebook gepostet wird („Weiß eigentlich jemand von Euch, warum der Wochenmarkt so spärlich geschrumpft ist auf dem Rübezahlplatz?“). Bitte? Jetzt krieg ich auch Hirnsausen [sic!].

Es wird also Zeit mal wieder essen zu gehen. Am besten nicht allein. Ein Restaurant, in dem das hervorragend geht, ist das Basil. Denn Stefan Kobling und sein Team schließen jeden Abend mit Freude den Laden auf und bieten ihren Gästen einen großartigen Rahmen zum Gucken, Sitzen, Plaudern, Essen, Trinken. Und das seit fast 20 Jahren, mit steigender Qualität der Küche und wachsender Begeisterung der Gäste. Allein schon diese Leistung verdient: Respekt!

Das ich so gern ins Basil komme, hat auch mit dem Empfang zu tun. Der ist hier nämlich aufmerksam und herzlich, man fühlt sich willkommen und geht mit dem Service von Anfang an eine Beziehung auf Zeit ein. Solche Leute muss man in der Gastronomie suchen. Und dann halten. Was dem Basil seit Jahren ebenfalls gelingt: Respekt!

Bleibt eigentlich nur noch die Küche zu erwähnen. Und die ist … großartig. In den 90ern noch ganz schön euroasiatisch, heute mittlerweile metropolitan. Anders kann ich Thunfisch auf sautierten Chili-Shitakepilzen und Guacamole oder Piccata vom Kalb mit Kartoffel-Pesto-Blini und Peperoni-Gemüse nicht beschreiben. Dazu gibt es eine Weinkarte, die zu den besten der Stadt gehört und die es schafft, auch ohne die großen Crus, die ohnehin niemand mehr bezahlen will und kann, zu brillieren. Was soll ich sagen? Resp… ist schon klar, oder?

Basil

Bistro Schweizerhof. Schicker Imbiss.

Ein Beitrag zum Themengebiet Essen., geschrieben am 20. November 2014 von Thomas Lasser

Hannovers Genussecke mit Hotelanschluss. Das Bistro im Schweizerhof geht neue Wege. Sollte man folgen?

Da ich ganz genau weiß, dass meine Frau grundsätzlich nichts liest, was ich geschrieben habe, kann es hier mal gedruckt werden: Es gibt niemanden, mit dem ich lieber essen gehe, als mit ihr. Außer mit Taylor Swift natürlich. Ganz schlimm, ich weiß. Seit Jahren habe ich da so eine fürchterlich schmutzige Fantasie. Ein Treffen an einer Hotelbar, Gin Tonic, dann Dinner im Restaurant, den Hauptgang halb ignorieren, nur schnell rauf aufs Zimmer, mit Champagner bewaffnet. Der Rest wäre garantiert nicht jugendfrei.

Eine tolle Kulisse für die leckeren Szenen dieses Softpornos wäre das »neue« Bistro im Hotel »Schweizerhof«. Das Bistro ist natürlich nicht wirklich neu und das Hotel heißt auch nur noch unter alteingesessenen Lokalpatrioten so. Aber seit gut zwei Jahren steht Lars Wolfram in der offenen Showküche und gibt dem aufgefrischten Laden kulinarische Kicks. Unterwegs zu den Tischen ist Matthias Kutschke. Ein Restaurantleiter mit viel Elan und guter Laune, der dem Gast schon weit vor dem »Gruß aus der Küche« mit seiner entspannten Art irgendwie einen guten Abend verspricht.

Der beginnt für mich mit einem Glas vom offenen Sancerre von Jean-Max Roger. Sauber gemacht, was man für den Preis erwarten kann. Es gibt auch noch andere schöne Weine, die glasweise ausgeschenkt werden. Die Karte kommt ganz und gar zeitgemäß daher. Eine kleine Auswahl an Gerichten, die raffiniert zusammengestellt sind. Als Vorspeise wähle ich »Kreativspiel«, eine Variation aus Kleinigkeiten, die die Küche gerade hergibt. Ich bin überrascht von der Kombination, die von Entenbrust bis Reblochon reicht. Jeder Happen ein kleines Gedicht. Äußerst zufrieden und fast satt entscheide ich mich für den Hauptgang. Wolfsbarsch in Safranvanillesauce, bei dem ich die Kartoffeln gegen Risotto tausche. Ich bekomme einen ansehnlichen Gang serviert. Alles ist hervorragend zubereitet, der Fisch kross auf der Haut gebraten, der Geschmack der Beilagen toll aufeinander abgestimmt. Auch das Risotto passt.

Das Bistro ist also wieder ein lässiger Rahmen für einen schnellen Lunch oder ein schmissiges Dinner. Und es soll sich noch weiter entwickeln, sagt Matthias Kutschke. Man hätte »einen Plan«. Ich finde, das klingt wirklich vielversprechend.

(Dieser Artikel erschien in »Hannover geht aus«, Ausgabe Winter 2014. Jetzt am Kiosk!)

Neulich in Neapel: Die beste Pizza aller Zeiten.

Ein Beitrag zum Themengebiet Essen., geschrieben am 12. November 2014 von Thomas Lasser

Hindenburg Klassik. Tutto? Bene!

Ein Beitrag zum Themengebiet Essen., geschrieben am 17. November 2013 von Thomas Lasser

Einer der großen Klassiker in der gehobenen italienischen Gastronomie präsentiert sich seit dem Frühjahr anders. Das muss man wissen.

Hannover ist seit gut 30 Jahren eine geteilte Stadt. Zumindest in kulinarischen Kreisen und für Leute, die leidenschaftlich gern klassisch italienisch Essen gehen. Fragte man die einen, dann ging nur das Roma »von Lino«, fragte man die anderen, dann war »das Hindenburg« von Pierino jahrelang das Maß aller Dinge. Selten wurde die Wahl des »richtigen« Restaurants nach zwei Glas Barolo leidenschaftlicher diskutiert. Doch derweilen sich der Gast im Roma seit ewigen Zeiten auf Lino und alles Andere verlassen kann, wurde er im Hindenburg Klassik durchaus auch mal überrascht. Küche, Keller, Kosten waren nicht immer sicher kalkulierbar.

Doch seit April diesen Jahres weht in dem Eckladen im Zooviertel ein neuer Wind. Denn der Seniorchef hat das Restaurant an seine Tochter Gloria und deren Mann Maurice übergeben. Und die beiden setzten erst einmal ein Zeichen, das ich absolut überfällig fand: sie renovierten. Und zwar gründlich. Dezenter Chic, gedeckte Farben, moderne Akzente. Toll, dachte ich, das hat wirklich eine Menge gebracht. Im übrigen ist auch der Chef am Herd ganz neu.

Wir greifen also zu Messer und Gabel und freuen uns zu Beginn des Abends über den Hindenburgsalat mit einer Schalottenvinaigrette und Gemüse. Knackig und frisch, speziell die Vinaigrette verfügt über den geschmacklichen Pfiff, der leider vielen Salaten in der italienischen Gastronomie oft fehlt. Dazu ein Vitello Tonnato, das im Hindenburg traditionell mit Kapernblüten serviert wird. Die Tunfisch-Mayonnaise, leicht und zart, gehört für mich immer noch zur besten der Stadt. Das ist alles schon mal ziemlich fein. Also eine kurze Pause. Und auf Empfehlung ein Glas Vernaccia von Teruzzi & Puthod. Da kann man wirklich nicht viel falsch machen.

Unsere Hauptgänge kommen von der Tageskarte. Die schönen Filets vom Loup de Mer bestätigen einmal mehr die hohe Kompetenz der Küche in Sachen Fisch. Herrlich! Das habe ich auch in Neapel kaum besser gegessen. Die große Überraschung des Abends ist für mich jedoch das Stubenküken im Ganzen gebraten. Dazu ein überragendes Passionsfrucht-Risotto mit überaus interessantem Geschmack und dem von mir so geliebten glasierten Lauch. Das Hindenburg Klassik hat sich wirklich neu erfunden. Grazie? Mille!

(Dieser Artikel erschien in »Hannover geht aus«, Ausgabe Winter 2013. Jetzt am Kiosk!)

Lunch in München.

Ein Beitrag zum Themengebiet Essen., geschrieben am 7. November 2013 von Thomas Lasser

Gaststätte Wichmann. Besser bürgerlich.

Ein Beitrag zum Themengebiet Essen., geschrieben am 12. Juli 2013 von Thomas Lasser

Restaurants, die keinem Trend hinterherhecheln, können von sich behaupten, nie einen Trend zu verpassen. Mal schauen*, ob so viel Klassik am Ende auch spannend ist.

: Bitte, Fußnote zu diesem Artikel beachten!

Es gibt Branchen, die unterliegen Moden. Und eine davon ist die Gastronomie. Ist ein Laden gerade „in“, dann pilgern wahre Ströme von Gästen an die Tische. Das hat oft wenig mit Qualität zu tun, sondern macht sich an anderen Dingen Fest: Am Ruf des Wirts, den Ideen des Architekten oder den Auslagen des Service. Doch Erfolg ist eine launige Diva, die extrem zickig ist und gern über Nacht so schnell verschwindet, wie sie gekommen ist.

Dieser Umstand dürfte bei Wichmann wohl unbekannt sein. Denn seit 1848 tischt man hier schon den Gästen auf. Da sind die gut 20 Jahre, in denen die Familie Weick den Kochlöffel schwingt, geradezu nur ein kurzer Augenblick in der Geschichte. Und zu der bekennt man im ganzen Haus in etlichen Ecken. Geradezu beeindruckend: Die Sammlung von Fotos und Autogrammkarten bekannter Persönlichkeiten, die sich bei Wichmann haben verwöhnen lassen. In Hannover waren in früheren Zeiten halt regelmäßig die VIPs zu Gast.

Und heute? Ist man bei Wichmann um Modernität im moderaten Rahmen bemüht. Der Service? Erfrischend jung und überraschend kompetent. Die Karte? Extrem ausgesucht und erwartungsgemäß bodenständig. Die Preise? Eindeutig weltstädtisch, aber angemessen. Und die Küche? Handwerklich überzeugend und außergewöhnlich „lecker“. Als ein überraschendes Gedicht erwies sich die Haustorte vom Räucheraal mit Meerrettich. Der Hummer in zwei Gängen, einmal auf getrüffeltem Kartoffelsalat, dann mit Spaghettini und Steinpilzen, ist kaum zu übertreffen. Und der Wein? Eine gute Wahl aus dem gut bestückten Keller, dessen Flaschen allerdings fast durchweg mit reichlich Euros zu Buche schlagen. Alles insgesamt gut bürgerlich? Nein, besser!

(Dieser Artikel erschien in »Hannover geht aus«, Ausgabe Winter 2005, und macht das Quartett von Alt-Artikeln komplett in denen es um feine Adressen in der Stadt geht.)

 

Titus. Weitersagen!

Ein Beitrag zum Themengebiet Essen., geschrieben am 26. Juni 2013 von Thomas Lasser

Dieter Gruberts kleines Restaurant in Döhren galt schon immer als „Geheimtipp“. Die Frage ist, wie lange noch*

: Bitte, Fußnote zu diesem Artikel beachten!

Name: Titus. Alter: 15 Jahre. Ungefähre Größe: 60 qm. Eigener Charakter: Klein, aber fein. Modern, aber nicht modisch. Lässig, aber nicht nachlässig. Besondere Merkmale: Gut 15 Plätze. Ein Mann im Service. Nur zwei Menüs. Ein irgendwie gemütliches Ambiente. Eine eher zurückhaltende Lage. Erinnert uns an: Einen Abend bei guten Freunden, die ihre liebsten Bekannten eingeladen haben. Und einige kommen offensichtlich gerne immer wieder. Wir bewundern: Dieter Grubert wirkt alleine in der Küche. Ruhig, präzise und unaufgeregt arbeitet er die Bestellungen seiner Gäste ab. Das kann natürlich auch mal etwas dauern. Macht aber nichts.

Denn was dann aus den Töpfen und Pfannen auf die Teller kommt, das passt. Als weltoffen, spontan und kreativ bezeichnet der Chef selbst seine Küche. Die Gänge des kleinen, mit gut 50 € günstigen, und des großen, mit knapp über 70 € auch nicht gerade teuren, Abendmenüs kann man dabei nach Lust und Laune miteinander kombinieren. Zu den Menüs gibt es jeweils eine korrespondierende Weinempfehlung, die man sich für 29 € dazu bestellen kann. Das ist ziemlich fair. Und gut für Gäste, die keine Lust auf dicke Weinkarten haben. Die ist gut gefüllt mit vielen deutschen und insgesamt sympathisch kalkulierten Weinen. Die so genannten „Granaten“ sucht man jedoch vergeblich. Einen gut gefüllten Weinkeller mit Premier Crus & Co. können sich halt nur noch wenige Häuser leisten.

Tobias Fricke macht im Titus den Service. Und das macht er gut. Auf eine angenehme, freundliche und lockere, kompetente Art und Weise kümmert er sich um die Wünsche der Gäste. Das trägt ganz klar zum Wohlbefinden bei. Und zum umfassenden Genuss im Verlauf des ganzen Abends. Unbedingt ausprobieren: Den sehr kreativen dreiteiligen „Gruß aus der Küche“, an dem man in unserem Fall das Interesse des Kochs an molekularen Gerichten erkennt. Der tandoori-gewürzte Zander auf Blattspinat in einer herrlich leichten Zitronengras-Safransauce. Und das australische Magyu-Rinderfilet. Ziemlich englisch gebraten, butterzart und superlecker. Zum guten Schluss: Das alles macht schließlich Appetit auf mehr. Wir werden wieder in die  Wiehbergstraße kommen. Schönen guten Abend.

(Dieser Artikel erschien in »Hannover geht aus«, Ausgabe Sommer 2008, und ist Teil 3 meiner Best Of All-Series zum Thema … na ja, was wohl … Hannover geht aus.)