Archiv für das Themengebiet 'Leben.'

September und Oktober. Eine Art Liebeserklärung.

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 29. September 2017 von Thomas Lasser

Eingehüllt in graue Wolken
Schlafen jetzt die großen Götter
Und ich höre, wie sie schnarchen
Und wir haben wildes Wetter

Wildes Wetter! Sturmeswüten
Will das arme Schiff zerschellen –
Ach, wer zügelt diese Winde
Und die herrenlosen Wellen!

Kann nicht hindern, dass es stürmet
Dass da dröhnen Mast und Bretter
Und ich hüll mich in den Mantel,
Um zu schlafen wie die Götter

(Heinrich Heine)

Wie der »Deutsche Herbst« meine Kindheit prägte.

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 11. September 2017 von Thomas Lasser

September 1977. Ich war 11 Jahre alt. Eine der einprägsamsten Erinnerungen an diese Zeit sind die Ereignisse des Deutschen Herbstes, an denen unsere Demokratie fast gescheitert wäre und die die alte BRD für Jahre verändert haben. September 2017. 40 Jahre ist das in diesen Tagen her. Aber was mir geblieben ist, ist ein hohes Interesse an der ganzen Geschichte der RAF, die am Ende dann zu all dem führte, den damals beteiligten Personen und an denen, die schon damals darüber berichteten und es auch heute noch tun. Stefan Aust zum Beispiel, der mit dem Baader-Meinhof-Komplex nicht nur das Standardwerk zur RAF verfasst hat, sondern auch die Vorlage zum gleichnamigen Spielfilm von Uli Edel lieferte. Ein kurzer Abriss der Ereignisse in den 70er Jahren.

Im Mai 1970 gründeten Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof, Horst Mahler und andere die Rote Armee Fraktion. Eine fast schon unglaublich unbedarfte Truppe, denn nach zwei Jahren und ein paar Bombenanschlägen waren die Stadtguerilleros verhaftet. Eine zweite Generation trat an, um den Kampf weiterzuführen und um ihre Genossen freizupressen.

Am 5. September 1977 wurde der Vorsitzende des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Hans-Martin Schleyer, von vier RAF Mitgliedern entführt, seine Fahrer und Personenschützer erschossen. Die RAF verlangt für die Freilassung Schleyers von der Bundesregierung die Freilassung von 11 inhaftierten Genossen, darunter Baader und Ensslin. Bundeskanzler Helmut Schmidt, der einmal, im Fall des entführten Berliner SPD-Vorsitzenden Peter Lorenz, den Forderungen der Terroristen nachgegeben hatte, weigert sich.

Um mehr Durck aufzubauen, entführen am 13. Oktober 1977 vier Palästinenser die Lufthansa-Maschine Landshut auf ihrem Weg von Mallorca nach Frankfurt/Main. Nach einer Odyssee durch mehrere Staaten im arabischen und afrikanischen Raum überleben bis auf den Flugkapitän Jürgen Schumann alle Crewmitglieder und Passagiere, sie werden durch ein Einsatzkommando der GSG 9 am 18. Oktober 1977 in Mogadischu befreit. Drei der Entführer sterben. Nur wenige Stunden später entdecken Vollzugsbeamte im Gefängnis Stuttgart-Stammheim die RAF-Gründer Baader und Ensslin tot in ihren Zellen, zwei weitere Gefangene der Terrormiliz sind schwer verletzt.

Daraufhin wird der entführte Hans-Martin Schleyer am Nachmittag des folgenden Tages tot im Kofferraum eines Autos der RAF im Elsass aufgefunden. Das Land befindet sich kurz vor einem Staatsnotstand. Als sei es erst gestern gewesen, erinnere ich mich an die omnipräsenten Fahndungsplakate an Tankstellen, in Postämtern und Bankfilialen. Bis heute gelten die damals erlassenen Antiterrorgesetze. Der Deutsche Herbst beschäftigt nun 40 Jahre die Justiz und die Gesellschaft. Und einige zentrale Fragen sind bis heute nicht geklärt. Weil eigentlich alle noch lebenden ehemaligen Mitglieder der RAF eisern schweigen. Bis auf Peter-Jürgen Boock.

Wie wahr. Wie schön. Auch wenn der Faktor Kinder fehlt.

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 4. Oktober 2016 von Thomas Lasser

Wenn unser Ziel eine glückliche Ehe ist, dann müssen wir klein denken. Wir müssen das Konzept Ehe aus nächster Nähe betrachten und wir müssen erkennen, dass sich dahinter keine Poesie verbirgt – sondern 20.000 ganz normale Mittwoche.

Derselbe Mensch, an 20.000 Mittwochen – damit das funktioniert, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. Ehe ist nicht die Reise in die Flitterwochen in Thailand – es ist der vierte Tag des 56. Urlaubs, den Sie zusammen machen. Ehe ist auch nicht der Moment, in dem Sie sich über den Kauf eines Hauses freuen – sondern das 4386. Abendessen in eben diesem Haus. Und Ehe ist ganz sicher nicht wie Valentinstag – mehr wie ein Mittwoch, den man schnell wieder vergisst. Nur eben zusammen.

Deshalb mache ich mir keine Gedanken über Schmetterlinge, Küsse im Regen oder darüber, wie man zwei Mal am Tag Sex haben kann – dass das alles nicht der Realität entspricht, werden Sie selbst herausfinden. Stattdessen widme ich mich der Frage, wie man diese ganz normalen Mittwoche mit maximal viel Glück füllen kann.

Der Artikel (hier nur ein Auszug) erschien im englischen Original auf waitbutwhy.com.

Hannes Malte Mahler (1968 – 2016). Ich bin sehr traurig.

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 20. Juli 2016 von Thomas Lasser

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Segways, Pferdekutschen und Bierbikes.

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 18. Mai 2016 von Thomas Lasser

Hannover ist schön. Aber nur wenige wissen das. Darum bleibt uns auch erspart, was in Berlin Mitte leider üblich ist. Horden von Touristen zum Beispiel. Johanna Adorja schreibt darüber sehr schön in der FAZ.

(…) Nichts gegen Touristen, aber wenn es an einem Ort mehr Touristen gibt als Anwohner, dann hat dieser Ort ein Problem. Und wo man in Mitte hinsieht: Touristen mit diesen unerklärlichen Fjällräven-Rucksäcken, die unendlich langsam exakt vor einem auf dem Bürgersteig laufen, weil sie gerade auf ihrer Geocache-App was nicht finden. Touristen, die in Gruppen mitten auf der Straße ratlos auf Segways zusammenstehen und sich nicht sicher sind, ob es zum nächsten Starbucks jetzt rechts oder links geht.

Touristen, die zu zwanzigst hinter einem Guide herradeln, der irgendwas von Castle schreit, wenn doch ganz deutlich nur ein sich im Bau befindliches Parkhaus zu sehen ist. Touristen, die sich, selber leicht peinlich berührt, in Pferdekutschen durch Mitte kutschieren lassen; Touristen, die dasselbe in Fahrradkutschen tun, wobei es immer wirkt, als habe der Fahrer in seinem Leben sonst überhaupt nie jemanden zum Reden. Touristen (lieber Gott, lass es Touristen sein) auf Bierbikes (neulich habe ich mal eins umkippen sehen, das war ein schöner Tag). Touristen, ich schwöre, als Penis verkleidet (sie sprachen Spanisch).

Und wenn sich zu den Touristen plötzlich junge Frauen mit wichtigen Gesichtern gesellen, die auf Pferdehuf-Schuhen die Linienstraße hinunterhumpeln, dann weiß man: es ist Fashion Week. Und wenn nicht gerade Gallery Weekend ist, ist eigentlich immer Fashion Week. Es sei denn, es ist Art Berlin Contemporary oder Berlin Biennale, aber dann ist ja auch immer Fashion Week. (…)

Den ganzen Artikel gibt es hier.

2015. Ein Rückblick unter 35 Aspekten.

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 4. Januar 2016 von Thomas Lasser

Beste Entscheidung: Aus  L O O K !  und  L O O K ! 7 2  wird LOOK//one.

Schlechteste Entscheidung: Auch in diesem Jahr wieder nicht zum Essen ins Louis C. Jacob nach Hamburg gefahren zu sein.

Beste Anschaffung: Sakko von Orazio Luciano. Hosen von Closed.

Dämlichste Anschaffung: Ein Paar New Balance 1500. Einfach nicht mein Style. (Im Gegensatz zum 574er …)

Schönster Absturz: 31.10., Jazz Club Hannover, Marcos Valle, Summer Samba and Red Wine …

Schlimmster Absturz: Gab es nicht.

Bestes Getränk: Wein. Immer wieder Wein.

Ekelerregendes Getränk: Sekt. Süßer Sekt.

Bestes Essen: Vitello Tonnato. Steak Tatar. Seeteufel Pizzaiola.

Schlimmstes Essen: Haxen.

Beste Musik: Kamasi Washington.

Schlimmstes Gejaule: Namika.

Eigene, schönste musikalische Wiederentdeckung: Hall & Oates.

Peinlichster musikalischer Faux-Pas: Helene Fischer (hübsch zu finden).

Beste Idee: Kommunikationskonzept für Tageszeitungsverlage. Leider nicht verkauft.

Dämlichste Idee: Zu glauben, es kann nicht mehr schlimmer werden …

Beste Lektüre: DER SPIEGEL.

Langweiligste Lektüre: Focus (Abo storniert)

Zugenommen oder abgenommen? Zugenommen. Ein wenig.

Haare länger oder kürzer? Gleich.

Kurzsichtiger oder weitsichtiger? Weitsichtiger. Aber so etwas von …

Mehr ausgegeben oder weniger? Weniger. Das war nach 2014 aber auch nicht schwer.

Der hirnrissigste Plan? Urlaub Anfang Februar auf Fuerteventura. Kalt, kalt, kalt.

Die teuerste Anschaffung? Vorhänge für Wohn- und Schlafzimmer. Ich hatte ja keine Ahnung …

Das leckerste selbst gemachte Essen? Pappardelle à la Papermoon (Milano)

Das beeindruckenste Buch? Keins gelesen, dafür aber unendlich viele Zeitungen, Magazine, Blogs, Websites …

Der ergreifendste Film? The Virgin Suicides.

Das schönste Konzert? Gab nur eins (ausser im Jazz Club): The Alan Parsons Project.

Die meiste Zeit verbracht mit …? T.

Die schönste Zeit verbracht …? T.

Vorherrschendes Gefühl 2015? Es geht schon wieder aufwärts.

2015 zum ersten Mal getan? Männerabend. Mit einem zweijährigen. Jazz, Chips, Apfelschorle.

2015 nach langer Zeit wieder getan? Urlaub auf Mallorca.

Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen? Deutsche Rentenversicherung. Pitches. Bronchitis.

2015 war mit 1 Wort … ? Solala.

Neuer Raum zum Leben. Auf drei Etagen.

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 7. Dezember 2015 von Thomas Lasser

Am 12. Mai 2014 konntet ihr ja einen ersten Blick in mein damals brandneues Zuhause werfen. Mittlerweile ist der letzte meiner Kartons ausgepackt (schön etwas länger) und hängen auch alle Bilder dort, wo sie hin sollten (auch schon eine ganze Zeit). Vor ein paar Wochen beauftragte der Architekt Prof. Carsten Roth den Fotografen Klaus Frahm die von ihm entworfenen Stadthäuser zu fotografieren. Das tat er von außen und in meinem Fall auch von innen, worüber ich mich wirklich sehr gefreut habe.

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Sarah Connor. »Wie schön Du bist«.

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 23. Oktober 2015 von Thomas Lasser

Als Person kann ich mit ihr wenig anfangen, als Sängerin ist Sarah Connor aber toll. Davon konnte ich mich sogar einmal persönlich überzeugen. Auf einer Art Wohnzimmerkonzert, nur gut zwei Meter von ihr entfernt. Aktuell singt sie auf deutsch. Und es gibt zumindest einen Song auf ihrem Album Muttersprache, der mich tief berührt und den ich, sagen wir mal, im doppelten Sinne … verstehe.

Ich seh‘ dein‘ Stolz und deine Wut
Dein großes Herz, dein Löwenmut
Ich liebe deine Art zu geh’n
Und deine Art mich anzusehn
Wie du dein‘ Kopf zur Seite legst
Immer seh ich wie`s mir geht
Du weißt wo immer wir auch sind
Dass ich dein zu Hause bin
Und was das mit mir macht
Wenn du jetzt lachst
Seh ich

All deine Farben
Und deine Narben
Hinter den Mauern
Ja ich seh dich
Lass dir nichts sagen
Nein, lass dir nichts sagen
Weißt du denn gar nicht
Wie schön du bist?

Jeder Punkt in deinem Gesicht
Ist so perfekt, rein zufällig
Es gibt nichts schöneres als dich
Und ich hab das alles so gewollt
Den ganzen Terror und das Gold
Ich habe nie was so gewollt

(Text: Sarah Connor, Peter Plate – ja, richtig, die männliche (bessere?) Hälfte von Rosenstolz – und Ulf Leo Sommer)

Der etwas andere Text für ein Hochzeitsmagazin.

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 14. September 2015 von Thomas Lasser

Im SPIEGEL habe ich mal gelesen, dass Lemmy Kilmister mal gesagt haben soll, dass es ewig gedauert hat, bis die Musik, die sie mit Motörhead machen, so billig wirkt … Kann allerdings auch sein, dass das Donatella Versace über ihr Gesicht gesagt hat, ich kann mich heute (Montag, der mit Abstand immer noch fieseste Tag der Woche) beim besten Willen nicht daran erinnern … Heutzutage ist Musik zu machen, dagegen idiotensicher. Umso rätselhafter ist, warum viele Resultate (Lana Del Ray, Years & Years und, Achtung, ganz schlimm, Namika) dann so fies plastisch und klinisch tot klingen. Warum gibt sich niemand mehr Mühe, inspirierend zu sein? Wo ist bloß der Jazz geblieben, mmhh?

Zum Glück gibt es aber immer noch Kollaborationen, die sollen morgens um fünf mal aus einer Gaybar im Schmuddelviertel Londons getorkelt sein (George Micheal und Andrew Ridgeley, »Wham!«), und dann gibt es welche, die hätten sich direkt in einem Kinderzimmer entwickeln können (Nick Cave und Kylie Minogue, »Where the wild roses grow«), so putzig ist das, was da zusammengesteckt wurde. Kollaborationen begeistern (Burt Bacharach und Elvis Costello, ZDFneo und Jan Böhmermann), und bringen Unglück über die Welt (Lafer und Lichter, Jimmy Choo und H&M).

Und dann geschehen immer wieder Kollaborationen, mit denen man nicht rechnet, und die einfach nur schön sind, bei denen man denkt: Genau, passt doch, wieso nicht schon früher. Und ehe man sich versieht, also plötzlich, P., bist Du nun genau das, was Du ja schon lange sein wolltest. Also ein Ehemann. Mit einer Ehefrau, T., die ehe sie sich versah … stimmt doch, oder? Kurz »Ehe« heißt diese Kollaboration, in der alles möglich und nichts ausgeschlossen ist. Heute im Himmel, morgen in der Hölle, nachts mal im Paradies und zwischendurch ist immer auch ein wenig Hoffnung dabei, dass das alles schon irgendwie laufen wird. Ich weiß, wovon ich rede … Aber glaube mir, ich überreiße aus Stilgründen auch ganz gern mal den Lautstärkeregler.

Heute ist also nun Hochzeit, die Autos sind geschmückt, die Augen glänzen und die Schuhe auch. Irgendwer hat hoffentlich guten Wein kalt gestellt und spielt später bessere Musik (Motörhead? No, no, no!). Alle sind ganz aufgeregt, es regnet Blumen und hagelt die besten Wünsche von allen Seiten. Und morgen? Wird der Saal gekehrt und dann geht es ja erst richtig los. Morgen ist Tag eins auf der gemeinsamen Reise mit so schönen Meilensteinen wie dem ersten gemeinsamen Arztbesuch (Schwanger? Ich flipp aus!), Lederne Hochzeit (Drei Jahre, was schenkt man sich da bloß?) und letzter gemeinsamer Kreditkartenabrechnung (380 €? Nur bei Zalando? Ich glaube es hackt!). Mach was draus.

Hannover von oben.

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 9. April 2015 von Thomas Lasser