Archiv für das Themengebiet 'Leben.'

Bilanz eines persönlichen Scheiterns.

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 20. April 2012 von Thomas Lasser

Ich kann jonglieren mit Word, PowerPoint und Excel. Ich kann Kung-Fu und bei ´nem Golf den Motor wechseln. Ich kann bestellen in vier, fünf Sprachen. Ich kann ne ganze Menge Sachen. Aber … ich konnte nicht lernen, ordentlich Saxofon zu spielen. Der Einstieg in diesen Eintrag, der ist natürlich nicht von mir, der ist von Roger Cicero, der Song heisst Fachmann in Sachen Anna, und ich will mal über ein Vorhaben schreiben, das ich gründlich an die Wand gefahren habe: Selber Musik zu machen.

Das ist in vielerlei Hinsicht, sagen wir mal, echt ärgerlich, denn ich liebe Musik wie kaum etwas anderes auf der Welt. Sie gehört zu meinem Leben wie Essen und Trinken, was ich täglich tue. Als Kind, in einem Alter, in dem es einfach gewesen wäre, ließ man mich nicht an das Thema ran. Singen, das sollte ich, wollte ich aber irgendwann nicht mehr. Knabenchor Hannover. Bach vom Blatt. Alles klar? So gar nicht meins.

Ich musste Mitte 30 werden, bis ich mal einen Impuls bekam um tatsächlich und zum ersten Mal ein Instrument spielen zu lernen. Tenor-Saxofon. Klare Ansage: Jazz. Profimusiker als Lehrer. Wie so oft, alles, und dann richtig, hohe Ambition, in diesem Falle aber völlig an meinen Möglichkeiten vorbei, denn ich tue mich bis heute mit Notenlesen einfach schwer, ich hatte natürlich nicht jeden Tag Zeit zwei Stunden zum Üben und kam so natürlich überhaupt nicht voran. Ich weiß noch, wie ich mir an Alfie`s Theme von Sonny Rollins im wahrsten Sinne des Wortes die Finger gebrochen habe. Aber unter dem, wollte ich das Thema einfach nicht angehen.

Mein Lehrer war, verständlicher Weise, irgendwann genervt von meinen nicht stattfindenden Fortschritten, nach gut zwei Jahren habe ich es denn auch eingesehen, dass ich entweder in der Agentur ein paar tolle Sachen machen kann oder meine Zeit für eine wundervolle Leidenschaft verblasen kann. In einem Punkt waren wir uns aber immer einig. Der beste damals noch lebenden Tenor-Saxofonist und Komponist war Michael Brecker. Noch so einer, der viel zu früh verstorben ist. Krebs ist einfach eine echt miese Nummer.

 

Es war einmal … gute Musik, gute Laune, gute Leute.

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 1. April 2012 von Thomas Lasser

Als ich das erste mal mehr als 20 Mark Taschengeld im Monat in der Tasche, ein eigenes Auto vor der Tür und eine echte Freundin an meiner Seite hatte, da ging man in Hannover ins Casa. Oder ins Orly. Bodo oder Axel legten am Weißekreuzplatz auf. Und Charles im Orly im Kröpcke-Center. Leute, das war der Wahnsinn. Earth, Wind & Fire. Average White Band. James Brown. Maze. Chic. Grace Jones. Roy Ayers. Motown. Und: T.S.O.P., eine Musikrichtung, die wahrscheinlich hier nur noch den Leuten 40+ was sagt … selber schuld, weil leider großartig. Und das rauf und runter.

Und was soll ich Euch sagen, nach über 25 Jahren poppt plötzlich der gute DJ Charles bei Facebook hoch. Social Media hat dann doch mal einen echten Sinn … 🙂 Nein, ernsthaft, das ist so cool. Ich digitalisiere für Charles jetzt zwei seiner Mixtapes aus den 80ern und er postet mal so eben ein paar tolle Tracks als würde es das Orly noch geben. Diesen hat er erst am letzten Wochenende rausgehauen. Fühlt sich für mich so an, als hätte der Mann erst gestern Abend in Hannover aufgelegt. Und ich wäre dabei gewesen. One of these nights. Like … 1984. Yes!

http://www.youtube.com/watch?v=Mhx81aA_vaA&feature=player_embedded

 

2012. Ab heute eine neue Geschichte.

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 1. Januar 2012 von Thomas Lasser

Hier wird eine Welt konstruiert. Sie hat mit dem Universalen nichts mehr zu tun, sie hat die Ewigkeit verlassen. Wir sind an ihren Anfängen. Diese Welt ist zerbrechlich, dem Zufall unterworfen, vom Gleichgewicht weit entfernt, beweglich, erregend.

(Michel Serres)

In diesem Sinne … Euch allen ein irrsinnig schönes und unglaublich inspirierendes neues Jahr mit überraschenden Akzenten und besten Geschichten. Wenn mir in den nächsten 12 Monaten etwas besonders auffällt, dann schreibe ich darüber. Und zwar hier. Wenn`s passt. Und wenn`s interessant ist.

2011. Eine persönliche Bilanz in 289 Worten.

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 28. Dezember 2011 von Thomas Lasser

Ist ja eigentlich bescheuert, aber immer zum Jahresende, da fängt man doch irgendwie an Bilanz zu ziehen. Was war. Wie wars. Was bleibt. Was kommt. Für 2011 kann ich nur sagen: Es war eines der turbulentesten Jahre aller Zeiten. Und wenn ich es auf zwei Wörter reduzieren müsste, dann wären das fürchterlich und wahnsinnig. Dazwischen spielte sich alles ab. Denn in diesem Jahr, da war echt alles drin.

Ich habe zum Beispiel die Kontakte zu vielen Kollegen intensiviert. Und dabei ganz überraschende Erkenntnisse gewonnen. Ich bin 45 geworden. Und habe das mit vielen guten Freunden gefeiert. Ich hab mir nach langer Zeit mal wieder ein Fahrrad gekauft. Und bin sogar bis Mitte November damit gefahren. Ich bin trotz eines Haufens alter Erinnerungen zur Formel 1 an den Nürburgring gefahren. Und es war ein ganz toller Tag in der Boxengasse und im Fahrerlager. Ich bin Fördermitglied im Sprengel Museum geworden. Und statt mir ´nen Flatscreen zu kaufen habe ich es gefördert. Ich habe mich Anfang November mitten auf den Kröpcke gestellt. Und für Mehr Museum Gießkannen und Schaufeln verscherbelt. Ich habe mich unterschiedlich neu inspirieren lassen. Und habe einen Haufen toller neuer Musik oder zurück zu alten Leidenschaften gefunden. Ich frage mich seit Monaten, wie viel Auto braucht der Mensch. Und ich habe wirklich beschlossen, im nächsten Jahr einen eher überraschenden Wagen zu kaufen. Schließlich habe ich noch dieses Blog ins Netz gestellt. Keine große Sache für die Welt. Aber eine kleine Herausforderung für mich.

Hey, 2011, du hast mich oft wirklich fassungslos gemacht, aber du hast mir auch eine Menge gegeben. Und du, 2012, schenkst mir jetzt bitte mal etwas mehr … na, sagen wir, Ausgeglichenheit. Damit ich in einem Jahr einfach nur euphorisch über dich schreiben kann. Das, das wär echt ziemlich nett. Deal?



Für kein Geld der Welt …

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 9. Dezember 2011 von Thomas Lasser

… werde ich zum ersten Mal in meinem Leben noch mit der Concorde fliegen können. Das wollte ich immer mal machen. Flug AF 001, Paris – New York. Dort früher, nämlich morgens, ankommen, als man in Charles de Gaulle, gegen mittag, los geflogen ist, Zeitverschiebung und Überschallflug sei dank. In knapp 18 Kilometern Höhe, ein Glas Dom Perignon in der Hand, ein Menü von Alain Ducasse auf dem irrwitzig kleinen Klapptisch vor mir und den Blick immer schön auf die First Class-Stewardessen gerichtet. Hat man ja schließlich mitbezahlt. Am 31. Mai 2003 war jedoch Schluss. Weil nicht ganz drei Jahre zuvor eine DC 10 der Continental Airlines ein Stück Blech beim Start verloren hat.

… werde ich ABBA noch mal live sehen können. Der Wunsch klingt jetzt vielleicht erst mal etwas bescheuert, aber ich halte die großen Hits der Band für epochale Klassiker der Popmusik. Toll komponiert, perfekt arrangiert. Da stimmte oft einfach Alles. Es gibt ja ABBA – The Movie und ein paar Livemitschnitte. Damals, Ende der 70er Jahre, hatten sie noch Lust aufzutreten, aber irgendwann wurde ihnen der Tourstress zu viel und man arbeitete nur noch im Studio. Selbst für 1 Milliarde $ für eine Reihe von Konzerten fanden die vier nicht mehr zusammen. Bleibt die spannende Frage: Wären die heute besser als in den 70ern, so wie ich das bei den Eagles ganz klar empfinde? Oder wäre ein Konzert nur enttäuschend?

… werde ich in Hannover noch mal ins ORLY gehen können. Diese sagenumwobene Disco im Keller des Kröpcke-Centers, in der ein Propellerflugzeug unter der Decke hing. 1982 bis 1985 war das. Die Musik, damals der Hammer. Neben all den Klassikern aus der Zeit kann ich mich vor allem noch an Herb Alpert erinnern, Rotation. Ich hüte bis heute ein Tape von Charles wie einen Schatz aus einer anderen Zeit. Die Anlage dort war richtig gut, vorher empfand ich Musik in solchen Läden immer nur als Krach, aber im ORLY was der Klang fast audiophil. Dazu gute Leute. Und ein für damalige Verhältnisse stylishes Ambiente. Die 80er halt.

Der Rest ist Geschichte.