Wovon man 2020 so träumt …

Ein Beitrag zum Themengebiet Erinnern., Reisen., geschrieben am 30. November 2020 von Thomas Lasser

»Schützenfest« 2020. Es war grotesk.

Ein Beitrag zum Themengebiet Erinnern., Leben., geschrieben am 30. Oktober 2020 von Thomas Lasser

Spiele Alm.

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 24. September 2020 von Thomas Lasser

Urlaub 2020. Komplett stornieren? Einfach umbuchen? Oder verschieben? Noch nie war der Wunsch nach schönen Ferien eine größere Herausforderung als in diesem Jahr.

Wer wie Tanja und ich seit März fast nur noch zuhause sitzt, dem fällt, ganz gleich wie sehr man seine Wohnung liebt, irgendwann die Decke auf den Kopf. Insofern stellte sich die Frage nach Urlaub in diesem Jahr eigentlich nicht. Wir mussten mal raus. Und sei es nur für ein paar Tage. Nur wie und wohin? Eine Flugreise kam zwar für meine Frau, nicht aber für mich in Frage. Allein schon der Gedanke jetzt mit 200 fremdem Menschen ein paar Stunden auf engstem Raum in einer Metallröhre festzusitzen verursachte bei mir Herzrasen. Blieb zur Fortbewegung also eigentlich nur das eigene Auto. Also freute ich mich mal wieder auf einen Roadtrip. 

Wir entschieden uns für ein Natur- und Wellnesshotel in Österreich. Weil Tanja gerne auf Bergen steht, Theo unbedingt einen Kidsclub wollte und ich fand, dass unter den 12 Saunen des Hauses sicher die eine oder andere sei, in der ich mich gut entspannen könnte. Nach knapp 850 Kilometern Fahrt kamen wir auf gut 1.100 Metern Höhe an. Wir bezogen unser Zimmer mit fantastischer Aussicht auf das Dachsteingebirge und auf eine kleine Hütte mit dem Namen »Spiele Alm«. Noch nicht wissend, dass dieser Ort noch der Stein des Anstoßes in unserem Urlaub werden würde. Denn in der von außen rustikal anmutenden »Spiele Alm« ging es im inneren hochtechnisch zu. Zahlreiche Spielekonsolen wetteiferten hier um die Aufmerksamkeit der Kinder.

Derweilen wir zuhause unser Kind von Computerspielen aller Art noch sehr gut fernhalten können, kam es im Urlaub dann ganz anders. Gelang es uns nicht Theo ausreichend zu bespaßen oder war es im Kidsclub weniger spannend konnten wir unser Kind flitzen sehen. Raus aus dem Hotel, ab über die Wiese, hoch zur »Spiele Alm«. Sofern wir gerade beim Abendessen saßen, fanden wir uns für ein warmes Hauptgericht und etwas Ruhe am Tisch noch damit ab. Für maximal 20 Minuten. Sofern nicht, war aber immer »Need for Speed« angesagt, damit wir Theo noch vor dem Griff zum heißgeliebten Controller einfangen konnten. Game over.

(Dieser Text erschien Mitte September 2020 in »Lebe«, dem Mitgliedermagazin von Spar + Bau Hannover.)

Kein Schmarrn. Österreich 2020.

Ein Beitrag zum Themengebiet Reisen., geschrieben am 21. August 2020 von Thomas Lasser

Tag 99.

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 23. Juli 2020 von Thomas Lasser

Covid 19 torpediert 2020. Mit Abstandhalten, Handdesinfektion und Maskenpflicht. Und beschert uns unerwartet viel Zeit mit unseren Kindern.

Früher war »Corona« mal ein schönes Wort. Es stand für ein leichtes mexikanisches Bier, was ich in südamerikanischen Cocktailbars sehr gern gegen den ersten Durst trank. Damit begann so manch fröhliche After-Work-Session. Heute ist Corona der Horror. Verdammtes, heimtückisches Virus. Der Tag, an dem ich diesen Text schreibe, ist der 99. Tag, in dem wir alle zuhause sind. Theo, weil die Grundschule noch immer nicht im Normalbetrieb läuft. Tanja, weil sie aus dem Home Office für ihre Firma Kurzarbeit in halb Europa organisiert. Und ich, weil unser Büro »dicht« ist. Wegen Corona. Also, nicht wegen Bieres.

Der Einzige, der gerade die Zeit seines Lebens hat ist Theo. Aufstehen um 6.00 Uhr? Nö. Pünktlich zum Treffpunkt der Rollergruppe um in die Schule zu fahren? Gestrichen. Deutsch, Mathe und Sachunterricht? Zuhause. Denn während alle Eltern versuchen, ihre Jobs aus dem Arbeitszimmer oder vom Esstisch zu retten, hat Theo frei. Zumindest theoretisch, denn Woche für Woche kommt von der Schule ein fettes Paket an Arbeitsblättern, die wir zwischen diversen Video- und Telefonkonferenzen sowie Texten und Präsentationen versuchen mit ihm durchzuarbeiten. Zum Glück geht das Kind noch nicht aufs Gymnasium … trotzdem: Für nicht ausgebildete Pädagogen alles andere als ein Geschenk. Über nicht vermittelten Stoff oder andere Defizite will ich gar nicht erst reden.

Home Office ist jetzt nämlich eigentlich Corona Office. Was im Zuge von New Work mal dafür gedacht war, sich eine Zeit aus dem Bürobetrieb abzuseilen um dann ungestört Zuhause komplexe Themen zu bearbeiten, ist jetzt nichts anderes, als das Jonglieren mit Frühstück, Hausaufgaben, Mittagessen, Lagerkoller, Streamingangeboten, Computerspielen und Kundenwünschen. Zumindest, wenn man mit Kids zusammenwohnt und den Anspruch hat, nicht nur seine Firma, sondern auch die Familie als Laden gut am laufen zu halten. Unsere gemeinsamen Tage sind noch lange nicht gezählt.

(Dieser Text erschien Anfang Juli 2020 in »Lebe«, dem Mitgliedermagazin von Spar + Bau Hannover.)

Bauhaus.

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 22. Juni 2020 von Thomas Lasser

Dem Autor dieser Zeilen lag schon immer sein mit Verstand eingerichtetes Zuhause mit eher langlebigen Möbeln am Herzen. Und dann kam Theo.

Der Anlass konnte klassischer nicht sein: Kaum meldete sich Nachwuchs an, begannen Tanja und ich uns ein neues Zuhause zu suchen. Ich hasse es zwar umzuziehen, liebe es aber, neue Wohnungen einzurichten. Noch bevor der erste Spatenstich überhaupt stattgefunden hatte, hatte ich schon erste Ideen für unsere neue Küche und klare Vorstellungen für so etwas wie ein Lichtkonzept.

Irgendwann war dann auch Theos erstes Kinderzimmer dran. Tanja wünschte sich Wände in Himmelblau, ich mir diese fluffige Deckenlampe mit Federschirm. Gemeinsam einigten wir uns auf vier Buchstabenkissen – T, H, E und O – für die Wand über dem Kinderbett. Der Rest war damals noch einfach: Wickelkommode, Kleiderschrank, Spielteppich, Nachtlicht. Fertig. Und voll schön.

Kompliziert wurde es, als der Junge sein Umfeld selbst bestimmen wollte. Und ständig Umbauarbeiten einforderte. Hellblaue Wände? Für Babys! Federleichter Lampenschirm? Voll uncool! Jetzt mussten es Star Wars-Tapete, CD-Spieler und Leichtbauregal für alle diese überflüssigen Überraschungen aus den Schokoeiern sein. Dazu Fensterkleber von allerlei Urzeitgetier und die Wand unterm Fenster zum Innenhof wurde zum Skizzenblatt. Mein über die Jahre an gutes Design und aufgeräumte Flächen gewöhntes Auge schmerzte fürchterlich.

Aber es ist ja sein Zimmer. Da kann er natürlich machen was er will und sich so einrichten, dass er sich wohlfühlt. Was ich für mich in »meinen Zimmern« natürlich auch beanspruche. Meine Bildbände als Hindernisparcours für die Hot Wheels-Bahn? Kann Theo vergessen. Unser Sofa als Trainingsfläche für das kommende Wochenende im Trampolin-park? Keine Chance. Eine Sache habe ich jedoch schon immer akzeptiert: Die Tischplatte auf unserem Esstisch ist an der Stelle, an der Theo seit nun mehr sechs Jahren sitzt, zerstochen wie ein Termitenfeld. Von Gabeln, die früher nicht immer ihren Weg auf den Teller fanden. Ich sehe das als so eine Art Patina. Vielleicht lass ich die Oberfläche ja irgendwann mal abziehen.  

(Dieser Text erschien Mitte April 2020 in »Lebe«, dem Mitgliedermagazin von Spar + Bau Hannover.)

Stiller`s. Greta.

Ein Beitrag zum Themengebiet Anmerken., geschrieben am 6. Mai 2020 von Thomas Lasser

Die Kurzform von Margareta kommt aus dem altgriechischen und bedeutet »die Perle«. Mal gucken, ob das auch für ein Restaurant in Barsinghausen gilt.

Okay, ich gebe es zu: Die Überschrift ist der billigste und schändlichste Trick aller Zeiten, um zum Lesen dieses Textes zu animieren. Aber mir fiel aber nach über einem Jahr »Skolstrejk för Klimatet«, klimaneutraler Atlantiküberquerung und »How dare you …« nichts Besseres ein, womit ich Aufmerksamkeit für die Besprechung eines Restaurants vor den Toren Hannovers, am Fuße der Bantorfer Höhe, erzielen kann. Greta, nur ein Name, aber nur der reicht ja heute schon aus, um ganze Bevölkerungsschichten oder soziale Kanäle zu bewegen. Auch nach Barsinghausen?

Das moderne Leben ist laut, und damit sind wir auch schon beim Thema, also beim Stiller`s. Wer mich ab und an liest, der weiß, dass ich mit essen gehen in der Region, viel mehr mit trinken fahren, so meine Probleme habe, denn man muss ja immer noch nach Hannover zurück. Mit Wein in polizeilich unbedenklicher Menge habe ich in guten Restaurants, die weit vor den Toren der Stadt liegen und in denen ich mehr als nur eine Vorspeise essen möchte, wenig Spaß. Im diffusen Schein der Parkplatzbeleuchtung gehe ich also zum Restaurant und bin erst einmal überrascht. Das einladende Entree des Stillers`s liegt neben einer typischen Tennishalle aus den 70er Jahren. Ich schlage trotzdem neugierig auf. Das Ambiente punktet sofort. Eine tolle Atmosphäre, moderne Deko und ausgesprochen schöne Kunst machen Appetit auf genussvolle Momente. Der Satz geht schon mal an die Macher.

»Großes Tennis«, und damit auch genug mit diesen sportlichen Links, schon beim Brotbrett. Ofenfrisches Ciabatta und Weißbrot mit Kürbisschmalz, passend zur Saison. Prima. Und so geht es weiter. Die Küche grüßt mit Entensate auf grünem Spargel, ich grüße freundlich zurück. Die Abendkarte ist überschaubar, das ist gut, und sie ist zeitgemäß geschrieben. Keine »Trilogien« mehr, da steht nichts im »Dialog« miteinander. Man nennt die Zutaten und hofft, der Gast ist gespannt, was diese nun miteinander anstellen. Los geht es mit einen Thunfischtatar auf Avocadostückchen. Das dank des Wasabis und des Ingwers an seiner Seite mich an meine Liebe zu Sushi erinnert. Moshi Moshi. Vor dem Hauptgang platziere ich eine kleine Portion Taglioni mit Trüffeln. Das geht immer und ist auch hier ein echter Genuss. Grazie. Ich setzte meine kulinarische Weltreise fort und lande beim Hauptgang in Frankreich. Coq au vin ist angesagt, der, so sagt es mir der Service, sechs Tage in Rotwein auf seine Zubereitung gewartet hat. Wie ein Gott in Frankreich. Der Hahn, oder das Huhn, ich weiß es nicht, wird klassisch von Kartoffelpüree und knackig von Gemüse flankiert. C´est bon. Dazu trinke ich ein Glas kräftigen Primitivo im Offenausschank, der sich durchaus mit dem Wein, in dem das Geflügel lag, versteht. Also alles gut im Stiller`s. Bis auf diese Sache mit dem bekloppten Apostroph.

(Dieser Artikel erschien in »Hannover geht aus«, Ausgabe Winter 2019. Jetzt am Kiosk! Ich fotografiere in den Restaurants grundsätzlich ohne Blitz. Daher die zum Teil maue Ausleuchtung.) 

Jetzt auch hier: Kein Tag ohne … Covid-19.

Ein Beitrag zum Themengebiet Anmerken., geschrieben am 1. April 2020 von Thomas Lasser

Tja. Ich würde das Thema ja sehr gerne ignorieren, geht aber nun mal nicht. Uns hat ein Virus in der Hand. Oder wir haben es am Hals. Egal. Unser Leben ist plötzlich derartig eingeschränkt wie nie zuvor. Die ganze Agentur sitzt im Homeoffive und hält aus allen Ecken der Region den Laden sehr gut am laufen. Respekt und Dank dafür. Klappt wirklich alles reibungslos. Und ich habe dann mal den passenden Blogbeitrag zur Ausnahmesituation geschrieben. Der vielleicht ein bisschen Hoffnung gibt. Man beachte die Überschrift des Textes …

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Gewisse Fragen. Ans Gewissen.

Ein Beitrag zum Themengebiet Anmerken., geschrieben am 10. März 2020 von Thomas Lasser

Ach Leute, die Zeiten waren auch schon mal besser. Aber natürlich auch schon mal sehr viel schlechter. Ich möchte nicht, dass wieder 1947 ist … Auch möchte ich heute nicht im türkisch-griechischen Grenzgebiet leben müssen, von Syrien mal ganz abgesehen, da erscheinen mir unsere aktuellen Sorgen rum um »Corona« als geradezu harmlos. Trotzdem haben wir sie natürlich, die »First World Problems«. In meinem neuesten Blogbeitrag auf look-one.de habe ich mich mal gefragt, was man heute guten Gewissens noch gucken, hören, fahren oder anziehen darf.

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Die Insel by Aspria. Love Island.

Ein Beitrag zum Themengebiet Essen., geschrieben am 11. Februar 2020 von Thomas Lasser

Es gibt Dinge, auf die freut man sich schon wochenlang, bevor sie passieren. Ein Besuch in der Insel am Maschsee gehört für mich auch dazu.

Die erste Kastanie der Saison. Es gibt im Herbst nichts Perfekteres. Glatt, glänzend, ein einziges Versprechen. Die Kids flippen aus, füllen ganze Tüten, aber auch ihre Eltern packen sich die Jackentasche voll, als Glücksbringer für kommende Zeiten. Was die Kastanie beim spazieren gehen, ist die Insel für mich seit Jahren beim essen gehen. Ein Höhepunkt in jeder einzelnen kulinarischen Jahreszeit. Kaum ein Ort in Hannover ist besser geeignet, den Frühling zu begrüßen, den Sommer zu feiern, im Herbst zu entspannen und sich den Winter zu verschönern. Nun ist Norbert Schu seit Sommer von Bord, sind Benjamin Meusel und die Besatzung noch dort, aber die Eigentumsverhältnisse haben sich geändert. Wird »by Aspria« jetzt alles anders?  

Das einzige Ding, was mich beim Besuch der Insel schon seit Jahren nervt, ist die Parkplatzsituation »by Aspria«, denn statt den eigenen Parkplatz ein paar Meter neben dem Club zu benutzen, parken die Mitglieder von früh bis spät direkt davor und damit direkt vor der Insel. Unsportlich, würde ich sagen. Der Ärger nach der endlosen Parkplatzsuche ist jedoch wie weggespült, als ich die Beletage erreicht und einen Aperitif auf dem Tisch habe. Die glasweise ausgeschenkten, mutig kalkulierten Champagner sind immer gut. Zum Glück auch der Service, denn von einem Restaurant, das als eine feste Größe in der besseren Gastronomie Deutschlands gilt, erwarte ich das. Und überhaupt: Auf den ersten Blick ist alles »wie immer«, ich bin, ehrlich gesagt, beruhigt. Selbst der Weinwälzer, der früher regelmäßig Deutsche Meisterschaften in den Kategorien »Auswahl« und »Preis-Leistung« gewann, ist noch da. Ich wähle gemäß meinem Motto »Top-Produzent, kleine Lage« einen »Saint Aubin« von Jean Marc Boillot. Ein charakterstarker Begleiter zu all meinen drei Gerichten, das nur vorweg.

Die gegrillte Riesengarnele als Vorspeise ist wundervoll knackig, wird von Nocken aus geschmortem Kürbis auf dem Teller begleitet und von einer Orangensabayone fruchtig abgerundet. Ein frischer Auftakt in der gewohnt kreativen Art der Küche. Im Zwischengang kommt für mich nur der mit Vacherin Mont d´Or in Frage, da ich ihn liebe und wirklich gespannt bin, was man in der Insel draus zaubert. Ich genieße den Käse als eine luftig leichte Wolke auf Kartoffelschaum, gekrönt von frisch gehobelten schwarzen Trüffeln, eine optische und geschmackliche Sensation auf Sterneniveau. Und bin, bevor der Hauptgang kommt, fast schon satt. Die herbstlich-pikante Version des Müritz-Zanders auf Rahmsauerkraut ist jedoch so köstlich, dass ihn »leider« bis zur letzten Gabel genießen »muss«. Wie immer. Beim Verlassen der Insel drehe ich mich auf dem Parkplatz noch einmal um und blicke zufrieden in Richtung der hell erleuchteten Fenster im Obergeschoss. Die Liebe zur Insel ist immer noch da.  

(Dieser Artikel erschien in »Hannover geht aus«, Ausgabe Winter 2019. Jetzt am Kiosk! Ich fotografiere in den Restaurants grundsätzlich ohne Blitz. Daher die zum Teil maue Ausleuchtung.)