Mit Vorsatz.

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 10. Januar 2020 von Thomas Lasser

Bald ist es wieder soweit, es naht die Zeit der guten Vorsätze für das nächste Jahr. »Nichts für mich!«, sage ich immer und mache weiter wie zuvor.

Man kennt das ja … der Dezember geht auf die Zielgerade und man selbst geht wieder in sich. Wie war es, wie ist es, was kommt vielleicht noch? Dazu fragen sich die meisten, was können sie zukünftig besser machen. Nur noch diese E-Zigaretten, jetzt wirklich mal mehr Sport und natürlich viel weniger Alkohol. Die klassischen Vorsätze halt. Die man allesamt Mitte Januar sehr gern schon wieder vergessen hat. Exakt das ist der Grund, warum ich damit erst gar nicht anfange. Wer hat schon Spaß daran, mit Ansage zu scheitern?

Mit Tanja und Theo ist das natürlich etwas völlig anderes. Mit den beiden verständige ich mich sehr gern auf gute Vorsätze und somit auf herausragende Ideen für das kommende Jahr. Mit meiner Frau einige ich mich darauf öfter ins Kino zu gehen, gesünder zu kochen und dass sie im nächsten Jahr mit mir nach Paris fährt. Mit meinem Sohn verhandele ich mehrmals wöchentlich sein Zimmer aufzuräumen, meine Stereoanlage in Zukunft in Ruhe zu lassen und in italienischen Restaurants nicht immer nur Tomatensuppe, sondern auch einmal Vitello Tonnato zu bestellen. All das würde ich am liebsten schriftlich fixieren, was jedoch an Tanjas Drohung scheitert, nie wieder mit mir ins Mövenpick zu gehen. Tja.

Genervt gebe ich nach und lege Block und Bleistift zur Seite. Und weiß natürlich genau, was dann passiert. Spätestens, wenn ich Theo am 2. Januar an sein Versprechen erinnere, »sein Lego zusammen zu räumen«, guckt er mich mit großen Augen an und weiß gar nicht, was ich von ihm will. Und wenn die Urlaubsplanung ansteht und ich Tanja an »Paris« erinnere, sagt sie, dass sie noch nie in Montenegro war. Toll. Aber so ist das mit guten Vorsätzen fürs neue Jahr. Man kann sie echt vergessen.

(Dieser Text erschien Mitte Dezember 2019 in »Lebe«, dem Mitgliedermagazin von Spar + Bau Hannover.)

Die Rosinen von Rolf.

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 9. Dezember 2019 von Thomas Lasser

Immer zur Adventszeit, wenn die Sonntage nicht mehr auf der Terrasse verbracht werden können, höre ich Musik. Leider keinen Jazz.

Jedes Jahr, wenn aus dem goldenen Oktober der nasse November wird, macht sich bei uns Zuhause ein kreativer Virus breit. »Komm, lass uns backen!«, sagt meine Frau. »Und ich will basteln!«, fordert Theo. Nun ist es leider so, dass ich weder das eine, noch das andere besonders gut kann. Meine Talente schlummern eher im geistigen Bereich, der Umgang mit Rührgerät und Bastelschere machen mit mehr Angst, als dass er mich freut. Nun gut, was tut man nicht alles für den Familienfrieden, erst recht an einem nasskalten Novembersonntag.

Aber das ist auch gar nicht das eigentliche Problem. Richtig schlimm, ist die Musik, die beim Backen und Basteln auf Wunsch der Familie gespielt wird. Wer Kinder hat, der weiß vielleicht, was ich meine. Während ich an grauen Tagen eher zu stimmungsaufhellenden Sambarhythmen von Stan Getz oder Antonio Carlos Jobim neige, präferiert der jüngste Hausbewohner dann, unterstützt von seiner Mutter, tatsächlich … Rolf Zuckowski. Generationen von Jungbäckern rühren seit Jahren im Advent zu »In der Weihnachtsbäckerei« ihren Teig zusammen. Es ist unbestritten, dass sich der Komponist und Interpret um neues Kinderliedgut sehr verdient gemacht hat. In den 80er und 90er Jahren. Aber wir feiern bald das 19. Weihnachtsfest im 21. Jahrhundert. Kann sich da nicht jemand mal etwas Neues einfallen lassen?

Das Gleiche gilt im Übrigen auch für jegliche Zusammenkünfte von Menschen mit Kindern unter fünf Jahren. Ganz egal, ob Babyturnen oder Kinderschwimmkurs. Das Ganze beginnt immer und endet sicher mit »Halli hallo, halli hallo, wir winken uns zu …«. Schlimm. Das habe ich zum Glück hinter mir. Dann doch lieber backen mit Rolf. Ran an die Rosinen!

(Dieser Text erschien Mitte November 2018 in »Lebe«, dem Mitgliedermagazin von Spar + Bau Hannover.)

Showtime.

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 12. November 2019 von Thomas Lasser

Wenn kleine Kinder einen gewissen Drang zur großen Bühne haben, wird die ganze Familie bestens unterhalten. 

Sommerfest, Weihnachtsfeier, Gottesdienst, Cluburlaub, Omas 80. Geburtstag. Es gibt viele Anlässe, an denen man Kinder motivieren kann, das Rampenlicht zu suchen. Lampenfieber? Keine Spur! Da wird zur Freude der Eltern auf Teufel komm raus gesungen, getanzt, gespielt. Und natürlich das Smartphone gezückt, schnell ein Filmchen gedreht, das man per WhatsApp in der Gruppe »Familie« verschickt. Schöne neue Unterhaltungswelt. Die einem allerdings viele Fotos und kurze Filme von bleibendem Wert beschert. Von mir gibt es als Kind mal gerade zwei Fotoalben und fünf Minuten auf »Super 8«. 

Da sich mein Sohn bis heute vor gar nichts fürchtet, fürchtet er natürlich auch nicht den großen Auftritt. Ist mir lieber als ein Kind, das am liebsten in der Ecke sitzt. Theo war schon mal ein tanzendes Krokodil im Kindergarten, ein echter Breakdancer auf Kreta oder das singende Glöckchen ganz vorne rechts. Und seit letzter Woche ist er nun ganz offiziell Agent mit Auszeichnung. 006, oder was?

Der »KidsClub« unseres Hotels war diesen Sommer ganz zeitgemäß auf klimatechnischer Mission. Gemeinsam entdecken die Kinder die Schönheit und Vielfalt der Natur und fanden heraus, wie man als Superagent die Umwelt und Artenvielfalt schützen kann. Wow. Ein echter Höhepunkt: eine große Show am Abend. Theo tobte zur Eröffnung »bondmäßig« über die Bühne und erinnerte das Publikum im dritten Teil der Show daran, den Regenwald zu schützen. Gefiel mir. Habe bis jetzt nur ganz vergessen die Filme zu verschicken. Wo liegt denn mein Smartphone … ?!?

(Dieser Text erschien im September 2019 in »Lebe«, dem Mitgliedermagazin von Spar + Bau Hannover.)

Über den Anfang. Und das Ende.

Ein Beitrag zum Themengebiet Arbeiten., geschrieben am 17. Oktober 2019 von Thomas Lasser

Über alles, was anfängt, wurde ja schon immer viel geschrieben. Über das, was endet, aber nicht. Das habe ich jetzt mal getan. Und zwar im Blog der Agentur. Ein prima Ort, meine Meinung zu Themen, die LOOK//one, unsere Arbeit oder die Branche betreffen einmal los zu werden. Den ganzen Text, der natürlich auch anfängt und auch irgendwann aufhört, kann man hier lesen.

Photo by Dustin Belt on Unsplash.

La Nouva Botteghina. Neuland.

Ein Beitrag zum Themengebiet Essen., geschrieben am 11. September 2019 von Thomas Lasser

»Trau Dich!« ist ein Satz, den ich selten höre, denn ich wage mich regelmäßig auf unbekanntes Terrain.

Wer hat sich schon mal auf Etwas eingelassen, ohne auch nur im Ansatz zu wissen, was auf ihn zukommt? Mache ich ständig. Vor Jahren bin ich mal in ein Konzert des mir bis dahin nicht bekannten Tord Gustaven Trios im Pavillon gegangen. Und machte eine metaphysisch musikalische Erfahrung am Bühnenrand. Ich ging auch schon mal auf ein Blinddate ein. Und fand mich nicht nur mit einer, sondern mit gleich zwei todlangweiligen Frauen in einer schlimmen Bar in der List wieder. Erst neulich hat man mich zum ersten Mal nach Thaiart massiert. Danach konnte ich fast eine Woche lang kaum laufen. 

Und nun? Auf ins La Nouva Botteghina! Ein Restaurant, über das ich, was in Hannover eher selten vorkommt, überhaupt nichts weiß. Als ich jedoch davorstehe, weiß ich aber sofort: nichts für Architekturfreaks. Denn das kleine Häuschen am Rande der Straße war mal ein Kiosk und sieht noch immer so aus. Im Innenraum ein, sagen wir mal, bunter Mix aus allerlei italienischer Deko und alten Fotos, die darauf schließen lassen, wo die Wirtin Maria de Marco ihre Wurzeln hat: auf Sizilien. Und auf dieser Insel habe ich schon immer gut gegessen …

Die Klassiker der italienischen Küche, Antipasti, Pasta und Pizza, sind in einer kleinen Speisekarte zusammengefasst, die Tagesempfehlungen werden auf einer Tafel am Tisch vom wirklich ausgesprochen emsigen Service präsentiert. Und lesen sich alle gut. Wie Ravioli mit Avocadocreme und Gorgonzola. Habe ich in dieser Kombination noch nie gegessen und übertreffen meine Erwartungen bei weitem. Die Pasta ist in jedem Fall handgemacht, die sie krönende Sauce von seltener Raffinesse. Tutto bene, denke ich mir. Weiter geht es mit einem Saltimbocca alla Romana, zwar eigentlich ein römisches Gericht, das aber auch auf diesem sizilianischen Herd ausgezeichnet gelingt. Zartes Kalbsfleisch, kräftiger Paraschinken und frischer Salbei ergeben ein tolles Geschmackserlebnis. Sehr zufrieden lehne ich mich zurück, nehme einen Schluck Wein und frage mich: Gab es etwas auszusetzen?

Jein. Ganz bewusst habe ich bis jetzt das Carpaccio verschwiegen, das nämlich meine Vorspeise war. Es war mir eindeutig zu kalt, frisch aus dem Eisfach, und die vielen Tomatenstücke und Gurkenscheiben darauf hätten noch locker für einen kleinen gemischten Salat ausgereicht. Dann probiere ich beim nächsten Mal doch lieber das Vitello Tonnato, das aber leider bei meinem Besuch nicht vorrätig war. Und da mir mein Führerschein am Herzen liegt, habe ich erst gar nicht nach der Weinkarte gefragt, bin also bei den offenen Hausweinen geblieben. Die waren okay, die sizilianischen Hänge und Keller geben aber sicher noch größeres her. Vielleicht komme ich ja noch mal in Begleitung wieder, die mich dann hoffentlich nach Hause fährt. Dann frage ich danach. Versprochen.

(Dieser Artikel erschien in »Hannover geht aus«, Ausgabe Sommer 2019. Jetzt am Kiosk!)           

Ahoi. Griechenland 2019.

Ein Beitrag zum Themengebiet Reisen., geschrieben am 8. August 2019 von Thomas Lasser

Erste Klasse.

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 17. Juli 2019 von Thomas Lasser

Kinder, wie die Zeit vergeht, das sieht man nicht sprichwörtlich, sondern tatsächlich am Nachwuchs, den man gefühlt doch erst aus der Klinik geholt hat.

In diesem Sommer ist es so weit: Theo wird aus dem Kindergarten rausgeworfen – ein urkomisches Ritual am Morgen nach dem letzten »Schlaffest« – und fünf Wochen später eingeschult. Einmal Kopfschütteln: Wo ist das Kind, dem wir doch gerade erst das Fahrradfahren beigebracht haben. Zweimal Kopfschütteln: Was fangen wir jetzt mit ihm bis zur Einschulung fünf Wochen lang an – nur ein erster kleiner Vorgeschmack auf all die kommenden Jahre voller Schulferien.

In diesem Jahr lösen wir das Problem dank der sozialen Errungenschaften in unserem Land noch ganz gut. Denn zusätzlich zum bezahlten Mutterschutz – den es im Übrigen neben den USA nur in Lesotho, Liberia, Papua-Neuguinea und Swasiland nicht (!) gibt – haben wir ja Elternzeit und davon zum Glück auch noch etwas übrig. Also nimmt Tanja vier Wochen unbezahlt frei und hofft auf gutes Wetter samt Dauerkarte für die Badeanstalt. Bevor jetzt böse Briefe kommen: Ich habe mich in diesem Jahr im Juli für ein beruflich spannendes Projekt entschieden, das der Familie auch in den nächsten Jahren den Urlaub finanziert. Künstlerpech.

Dafür bin ich dann aber im August dran: Erster Vater-Sohn-Urlaub überhaupt. Ich bin ja echt gespannt. An unseren vergangenen Männer-Wochenende haben wir es uns in Hannover gut gehen lassen. Möglichst lange geschlafen, eine Runde gekuschelt, bei schönem Wetter mal raus, dann Abendessen auf der Couch. Dazwischen mal ins Museum gehen oder eine Jazz-CD hören. Theo mochte das immer sehr. Aber jetzt fahren wir richtig weg. Acht ganze Tage und Nächte lang. Einpacken werde ich unsere bunten neuen Badehosen im Schildkrötendesign. Zuhause lasse ich eine Oma, die schlecht schlafen wird, da sie das Kind schon jetzt im Pool untergehen sieht. Ich hoffe sehr, ich komme gar nicht ins Schwimmen. Gute Reise!

(Dieser Text erschien im Juni 2018 in »Lebe«, dem Mitgliedermagazin von Spar + Bau Hannover.)

Barcelona war auch dabei. Katalonien 2019.

Ein Beitrag zum Themengebiet Reisen., geschrieben am 20. Juni 2019 von Thomas Lasser

Statt nach Marrakesch, jetzt also auf nach …

Ein Beitrag zum Themengebiet Reisen., geschrieben am 27. Mai 2019 von Thomas Lasser

Erziehungssache.

Ein Beitrag zum Themengebiet Leben., geschrieben am 25. April 2019 von Thomas Lasser

In jeder Situation mit Engelszungen auf sein Kind einzugehen ist nicht immer leicht. Auch mir verschlägt es da schon mal die Sprache.

Dass unsere Kinder schon seit Jahren ein Recht auf eine gewaltfreie Erziehung haben, gehört zu den lobenswerten Verdiensten unserer Politik. Dennoch wünschen sich Eltern manchmal heimlich frühere Zeiten zurück. Und damit Methoden, mit denen man seiner erwachsenen Sicht auf die Dinge den Kleinen gegenüber etwas Nachdruck verlieh. Derart ruppigen Maßnahmen führten aber oft dazu, dass die Eltern im Alter in finstere Heime abgeschoben wurden und man sie nicht einmal mehr am Geburtstag besucht. Kurzfristig war diesem handfesten Erziehungsstil allerdings Erfolg beschieden: Das Zimmer war aufgeräumt, das Outfit komplett und die Haare gewaschen. Das muss man einfach so sagen.

Tanja und ich haben uns bei Theo von Anfang an der »Alles-Wird-Schon-Irgendwie-Gut-Werden«-Methode verschrieben. Speziell mir war es wichtig, den Jungen schon früh möglichst erwachsen zu behandeln. Also habe ich mit ihm immer wie mit einem vollwertigen Familienmitglied in vollständigen Sätzen und in normaler Tonlage geredet. Das war ich mir irgendwie selber schuldig, selbst wenn man in den ersten zwei Lebensjahren statt verständlicher Antworten nur merkwürdiges Geplapper bekam.

Mit steigendem Alter kamen dann die Gespräche in Gang. Ich weiß noch genau, wie glücklich ich war, als Theo zum ersten Mal »ich« in einem Satz verwand. Toll, dachte ich, jetzt hat er sich als eigenständige Persönlichkeit begriffen. Das aus »ich« dann aber auch sehr schnell »ich will« wurde, geschenkt. Man selbst will ja auch ständig was. Also besprachen wir jeden Wunsch, rangen um jedes Zugeständnis und fügten uns manchmal auch kraftlos seiner Ausdauer.

Natürlich gibt es auch Fälle, da bleiben wir gnadenlos hart. Ein Cartoon, nachdem schon drei gerade liefen? Auf gar keinen Fall. Ein Eis, obwohl die Schokolade im Gesicht noch flächig verschmiert ist? Ist mit uns nicht zu machen. In solchen Fällen holt Theo dann ab und zu seine verbale Keule raus. »Du. Bist. Blöd!« Und mir, mir fällt dazu dann gar nichts mehr ein. Blöd.

(Dieser Text ist inspiriert von meiner Kolumne in »Lebe«, dem Mitgliedermagazin von Spar + Bau Hannover.)